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Let's Play Videos - Neuer Spielejournalismus oder von Publishern manipulierte Meinungsbeeinflussung?

Let's Play Videos - Neuer Spielejournalismus oder von Publishern manipulierte Meinungsbeeinflussung?

Let's Play Videos sind aktuell ein großer Trend bei Gamern. Doch sind die Videos so harmlos wie man meint?

Unsere Gesellschaft wandelt sich, auch im Bereich der Videospiele. Vor einigen Jahren bezahlten die Spieler noch gerne einen monatlichen Betrag, um stundenlang in Raids zu verbringen. Heute stehen kurze Handyspiele und Free to Play auf dem Programm. Während ebenfalls bis vor wenigen Jahren noch ausführliche und interessant geschriebene Artikel zu Computerspielen gerne konsumiert wurden, will man heute lieber zuschauen, wie andere spielen und darüber berichten - Let's Play Videos erreichen Zuschauerzahlen, von denen Computermagazine nur träumen können.

Das Prinzip ist einfach: Jemand spielt ein Computerspiel, nimmt sich dabei selbst auf und stellt das Video anschließend ins Internet. Der "Youtuber" benötigt natürlich gewisse Fähigkeiten, um das Gezeigte ansprechend und unterhaltsam rüberbringen zu können, sodass seine Zuschauer auch Spaß daran haben. Die Authentizität und Natürlichkeit, mit welcher die Youtuber das Gezeigte präsentieren, begeistert die Zuschauer, die sich damit identifizieren.

Grundsätzlich bewegen sich Let's Play Videos in einer rechtlichen Grauzone. Ähnlich wie bei Musik und Filmen gehört das Gezeigte nicht denjenigen, die es als Let's Play Video ins Internet stellen. Es ist das geistige Eigentum eines anderen, in dem Fall von Publishern und Spiele-Entwicklern. Nun ist es so, dass die großen Aufrufzahlen der Videos dazu führen, dass Let's Player inzwischen gut damit verdienen - Youtuber PewDiePie etwa verdiente 2013 mit seinen Videos rund 4 Millionen Euro. Obwohl sich die Videos in einer rechtlichen Grauzone befinden, tolerieren sie sie meisten Publisher und Entwickler, da es für ihre Produkte kostenlose Werbung ist und viele, die sich die Videos ansehen, kaufen sich auch dann das Spiel. 

Die rechtliche Grauzone, in welcher sich das Ganze bewegt, birgt aber auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr: Da es sich um das geistige Eigentum der Publisher und Entwickler handelt, können diese Videos zu ihren Spielen jederzeit offline nehmen lassen. Die Schlussfolgerung daraus ist: Gefällt einem Publisher oder Entwickler nicht, wie ein Spiel in einem Let's Play Video wegkommt, verschwindet das Video. Dadurch stellt sich die Frage, ob es sich bei Let's Plays wirklich um "unabhängige Berichterstattung" handeln kann.

Youtube Videos, in diesem Fall Let's Plays, die eine sehr große Fangemeinde besitzen, üben auf diese auch einen gewissen Einfluss aus. Youtuber besitzen die "Macht", Meinungsbildung zu betreiben. Ein Publisher, der nun indirekt darauf Einfluss nimmt, manipuliert damit diese Meinungsbildung. Der Publisher bestimmt durch die rechtliche Grauzone, was wie gezeigt werden darf. 

Grundsätzlich sind Let's Play Videos eine tolle Sache und zeigen, wie sich unsere Gesellschaft und vor allem auch der Konsum von Informationen rund um Computerspiele wandelt. Dennoch ist - wie immer - eine gesunde Portion Skepsis angebracht, vor allem, wenn man die Hintergründe bedenkt.

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