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Geschäft ok - abzocke nein, danke!

gepostet vor 17 Jahre von Drezil
Ich verstehe die firmen. Alle wollen Profit machen, ihre Gewinn/Umsatz/Mitarbeiterzahlen halten oder steigern.. ist ja auch ok und völlig verständlich.
Und solange es sich alles im Rahmen bewegt ist das auch ganz in Ordnung.

Was mich allerdings extrem stört, sind gezielte Abzockemechanismen gegenüber jungen Leuten. Legal sind sie - keine Frage. Aber schon bei Jamba und Co haben sich viele (insbesondere Junge, unerfahrene Leute) verschuldet. Natürlich kann (und sollte) man die Eltern in die Pflicht nehmen. Aber irgendwo sollte ein Unternehmen auch den Anstand besitzen und dieser Gruppe den Einstieg leicht machen.

Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe immer den "Drogen-Spruch" "Der erste Schuss ist gratis" im Kopf. Gerade auch, wenn es in die Richtung geht "Jetzt hier neu supertoll und kostenlos".

Wenn man darüber nachdenkt sind manche Geschäftspraktiken gar nicht so verschieden von o.g.

Konkretes Beispiel:
In einem Spiel (name bleibt ungenannt und auch bitte keine Spekulationen), bekommt man sein virtuelles Haustier. Alles auf süß gemacht. Zielgruppe: Mädchen von 14-17 Jahren. Offiziell will man die erwachsenen ansprechen, aber der Eindruck und der Niedlichkeitsfaktor lassen da eher o.g. Altersgruppe als beste Zielgruppe erscheinen.

Nun kann man Rätsel lösen und bekommt dadurch eine Spielwärung. Damit kann man sein Tier stylen, an Wettbewerben teilnehmen etc. pp.
Wenn man sein Tier vernachlässigt, dann "verwahrlost" es.

Nun kann man dort auch eine "Premium"-Währung gegen Bares tauschen. Diese kann man dann entweder in die Standard-Spielwährung weitertauschen, oder sich "exklusive" Sachen holen.

Die Premiumwährung ist auf zig Wegen bestellbar (SMS, 0900-, Kreditkarte, Lastschrift, Überweisung, Paysafe, etc. pp.) und man wird auch ständig darauf hingewiesen, dass man es mit der "Premium"-Währung einfacher hätte..

Soweit kennen wir das von überall.

Nun das (meiner Meinung nach) Dreisteste an diesen Geschäftsmodell:
Wir stellen uns ein kleines Mädchen (14-16) vor, welche dieses Spiel spielt. Ist ja kostenlos. Nun loggt sie sich jeden Tag ein, hegt und pflegt ihr kleines Tierchen, trainiert es etc. pp.
nach 1-2 Monaten sind Schulferien und das Kind fährt weg. Wie oben beschrieben "verfallen" ihre Leistungen langsam, da sie sich ja nicht mehr aktiv kümmert. Nun kann man für kleines Geld sich diese "Premium"-Währung beschaffen und für umgerechnet 10ct/Tag URLAUB nehmen!
Besinnen wir uns zurück. Das mädchen hat ne Menge Arbeit investiert und wird nun dazu "gezwungen" echtes Geld zu investieren, wenn sie ihrenen kleinen nach dem Urlaub noch in guter Verfassung wiedersehen will. 1-2 SMS sind da schnell verschickt .. oder ein paar Minuten sind schnell telefoniert (wenn die Eltern weg sind z.b.).

Das ist nur die eine seite, die ich nicht ok finde. Technisch ist dieser "verfallsstop" nur 1 bit in der Datenbank, welches einem Script sagt: hier keinen verfall berechnen.

Die andere Seite ist eine eher sozialere Komponente. Nehmen wir an, das Kind hat einmal was überwiesen und kauft sich davon Bonus-Gegenstände. Da sicherlich mehrere Leute (gerade Freindinnen in der Klasse) dieses Spiel spielen kommt so auch ein "Konkurrenzdruck" zustande. Entweder ist unser Mädchen besser gestellt als andere und bekommt dadurch (erkaufte) Anerkennung seitens ihrer Freundinnen, oder aber ihre Freundinnen beginnen mit diesem Prinzip und setzen sie so einem Gruppendruck aus, dem Kinder sich meist beugen (müssen).

Soweit ist das noch alles "im Rahmen". Aber was ist, wenn die Eltern auf einmal den Geldhahn abdrehen? Was wenn das Taschengeld alle ist?
Ich befürchte in solchen Situationen (auch WEIL es noch Kinder sind) Aktionen wie "mal" bei Verwandten/Freunden/Bekannten nen paar min telefoniert, "mal" 1-2 SMS von anderen Handys geschrieben ..
Schnell kommt man da in Bereiche die nicht mehr schön sind.

Ich bin mir im klaren darüber, dass dieser verlauf bewusst negativ gezeichnet ist. Dieses Schema (jugendlicher Leitsinn, der zu ungehemmten Geldausgeben führt) trifft sicherlich auf 80%-90% der Spieler nicht zu, aber was ist mit dem Rest?
effektiv fördet man so bei einem kleinen kommerziellen Spiel (20000 User, 5000 aktiv, 10% "Risiko"gruppe)ca. 500 Problemfälle. Und genau dies prangere ich an und genau darin liegt meiner Meinung nach die Abzocke.

Natürlich kann man Argumentieren, dass "Kollateralschäden" unvermeidbar sind. Man verbiete ja auch nicht das Autofahren, wegen ein paar Verkehrstoten.
Naja.. die Toten nutzen niemandem was und außerdem sind Sicherheitsgurte vorgeschrieben.
Beides ist übertragen auf BGs nicht der Fall. Die "Suchtopfer" sind ja die besten Kunden. Kein Support, kaum Anforderungen und immer konstant Einnahmen. Zum Anderen fehlt mir in BGs eine art Sicherheitsgurt. Man könnte z.B. ab 50€-100€ im Monat einen Nachweis über die Volljährigkeit verlangen und die Geldannahme andernfalls verweigern um so Kinder wenigstens vor der großen Schuldenfalle zu bewahren.

Es war noch nie eine Generation so jung schon so hoch verschuldet, wie die jetzige Heranwachsende. Es wurde ihr aber auch noch nie so leicht gemacht. Der erste Schuss ist immer gratis.
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gepostet vor 17 Jahre von ennix
Wieder mal ein schöner Beitrag von dir.
Viele Sichtweisen und an jeder was dran.
gepostet vor 17 Jahre von Kaiser Nero
Wahre Worte Drezil.
Ich sehe es genauso

mfg
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gepostet vor 17 Jahre von Auris
Gut auf den Punkt gebracht. Als Elternteil sieht man sowas immer öfter, bei seinen eigenen oder auch bei befreundeten Kids......
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gepostet vor 17 Jahre von Midil
Über BigPoint & Co. wird also nicht so geschimpft weil sie den Markt abräumen, sondern weil sie jugendliche finanziell gefährden? So wie Du es hier argumentierst bin ich sicher, dass dies Dein Grund sein mag. Aber damit bist Du sicher eine Ausnahme auf weiter, weiter Flur. Bei vielen anderen ist es wohl eher ein Gefühl von Ohnmacht, Neid und Wut.

Deine Wertvorstellung dazu finde ich im übrigen sehr gut und es wäre toll wenn man das alles umsetzen könnte. Ich fürchte nur bei der Masse an Spielern stünde der Aufwand in keinem Verhältnis dazu. Bedauerlich weil auch hier wieder der finanzielle Aspekt entscheidet und nicht der moralische.
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Michael Dilger
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gepostet vor 17 Jahre von Drezil
Über BigPoint & Co. wird also nicht so geschimpft weil sie den Markt abräumen, sondern weil sie jugendliche finanziell gefährden? So wie Du es hier argumentierst bin ich sicher, dass dies Dein Grund sein mag. Aber damit bist Du sicher eine Ausnahme auf weiter, weiter Flur. Bei vielen anderen ist es wohl eher ein Gefühl von Ohnmacht, Neid und Wut.

Naja .. ich wollte nich direkt auf eine "Jugendliche gefährden" hinaus. Aber die meisten Kommentare laufen hinaus auf: "Die sind doof, weil die damit Geld machen. Die sind böse(tm)".
Wie gesagt. Es gibt scheinbar einen Markt für sowas. Ich (als Programmierer/Nerd) würde nie auf die Idee kommen mir für 3€ nen klingelton runterzuladen. Lieber nehm ich die ganze Firmware von meinem Handy auseinander und schaue, wie ich den Klingelton da reinbekomme.
Aber viele Jugendliche sind naiv. Ich kenne da soo viele Beispiele.. Ich find es einfach traurig, wenn man Hoffnungen junger Leute einfach so ausnutzt. Nichtmal auf BG's beschränkt. Aber wenn ich sehe, dass Leute die ich gut kenne durch ihre naivität mit 20 nen schlechten Schulabschluss, 5000€ Schulden haben und von Hartz IV leben .. dann hab ich das Gefühl, dass hier was nicht richtig läuft.
Die Firmen reden sich alle leicht raus. Von "selbst Schuld" über "Eltern haben versagt" bishin zu "interessiert uns nicht". Aber so einfach darf man es sich nicht machen. Es sind fast immer die Umstände, die einem zu dem machen, was man nachher ist. Die meißten armen Leute kommen aus armen Familien. Die Reichen vererben ihren Reichtum schlichtweg. Und wenn sie Fehler machen, dann kann man das mit Geld regeln.

Deine Wertvorstellung dazu finde ich im übrigen sehr gut und es wäre toll wenn man das alles umsetzen könnte. Ich fürchte nur bei der Masse an Spielern stünde der Aufwand in keinem Verhältnis dazu. Bedauerlich weil auch hier wieder der finanzielle Aspekt entscheidet und nicht der moralische.

Sicherlich steht bei Firmen der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund.
Aber schauen wir mal in die Geschichte. Früher (50er Jahre und so) sprach man in den Führungsebenen noch von "sozialer Verantwortung" und "den Arbeitern zegen, dass man sie braucht". Heute heisst es nurnoch "sozialverträglicher Stellenabbau" und "Outsourcing in Billig-Lohn-Länder".

Es ist einfach traurig zu sehen, wie alles (insb. der dt. Sozialstaat, auf den wir ach-so-stolz sind) vor die Hunde geht. Die Wirtschaft ist Gewinnorientiert, der Staat verwaltet nurnoch, was die Wirtschaft "übrig" lässt.
Globalisierung heisst Annäherung der Märkte. Entweder wir pushen Polen etc. aus unser Nivrau hoch, oder wir werden auf deren Niveau abgesenkt ...

aber ich glaub so langsam wirds echt Off-Topic.
Wir sollten mal nen Politik-Board im Forum aufmachen ;)
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"Der erste Schuss ist immer gratis"
gepostet vor 17 Jahre von gorgo
doch lieber ohne worte....
gepostet vor 17 Jahre von smac
Danke für diesen Beitrag - absolut top! :)

Mehr muss man nicht hinzufügen.
gepostet vor 17 Jahre von Frostbringer
Ja, außer vielleicht das dieser Beitrag den Punkt viel besser trifft als der eigentliche Artikel, mit dem ich persönlich relativ wenig anfangen kann.

Überhaupt den Hinweis auf den sozialen Aspekt finde ich wirklich mehr als arm. Jobs schaffen sogar diese Callcenter die blind Leute anrufen um Werbung für irgendwelche Abos zu machen. Dieser Hinweis ist für mich echt der Griff zum allerletzten Strohhalm wenn man sonst nichts positives von sich behaupten kann.
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Wir benutzen die Statistik wie ein Betrunkener einen Laternenpfahl: Vor allem zur Stütze unseres Standpunktes und weniger zum Beleuchten eines Sachverhalts. - Andrew Lang
gepostet vor 17 Jahre von riki1512
*mitunterschreib*

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