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Scheitern des OpenSource-Gedanken in Browsergames?

gepostet vor 15 Jahre, 2 Monate von Nagila Hawa

Moin,

Ich höre hier in Foren immer wieder, bei der Verwendung von OpenSource-Browsergames müssten immer wieder massenweise Bugs ausgebessert werden. Da stellt sich natürlich die Frage, warum, wenn ständig so viele Bugs ausgebessert werden, die Software immer noch eine so schlechte Qualität besitzt.

Sind Browsergameentwickler einfach so egoistisch, dass jeder für sich nur die Arbeit von Anderen nutzt und nicht bereit ist, seine Patches einzusenden, wie es sich normalerweise gehört, oder sind die OpenSource-Projekte im Browsergames-Bereich einfach so schlecht organisiert, dass sie zwar Patches zugesandt bekommen, diese aber nicht verarbeiten?

Normalerweise kann bei einem Projekt, bei dem nur wenig Arbeitskraft vorhanden ist, wie es bei den meisten Browsergames ist, doch OpenSource nur die Qualität des Codes verbessern, weil man potentiell von jedem Benutzer profitieren kann.

Vielleicht ist der Code von OpenSource-Projekten auch gar nicht so schlecht, sondern fällt nur unheimlich negativ auf, weil man Code von Closed-Source-Projekten gar nicht erst zu Gesicht bekommt.

Wie sind eure Erfahrungen mit OpenSource-Browsergames? Habt ihr mal eines für euer Projekt verwendet? Habt ihr Patches entwickelt? Habt ihr diese dem Projekt zur Verfügung gestellt, oder sind hier im Forum sogar Entwickler der oft kritisierten OpenSource-Browsergames, die ihre Erfahrungen über die Mitarbeit der Community teilen können?

gepostet vor 15 Jahre, 2 Monate von Phoscur

Ich habe jetzt nicht sehr viel Code gesehn, aber wenn ich mal Code gesehn habe, dann war der eig. immer verdammt schlecht im Browsergamebereich. Das betrifft vor allem OpenSource-Browsergames. Das geht so weit, dass man selbst mit Patches nicht viel erreichen kann. Zudem arbeiten nicht besonders viele begabte Leute daran Patches einzusenden. Meist geht es eher darum neue Features zu entwickeln.

Die Leute, die diesen Spaghetticode als Grundlage für ihr Browsergame nutzen, sind zudem meist Anfänger, denn sonst würden sie solchen Code gar nicht als Basis verwenden.

Browsergames zu erstellen ist halt meistens doch nur ein Hobby, die guten Ideen kommen ja auch eher von den Leuten die nicht in großen Unternehmen arbeiten.

Ich arbeite an einem besseren Code unter Verwendung neuer Technologien (sehr viel JavaScript) und vollständig objektorientiert. Auch ich habe lange gebraucht überhaupt so ein Niveau zu erreichen und Profi bin auch noch lange nicht. Ich hoffe trotzdem, das ich vielen eine gute Möglichkeit ihre Ideen umzusetzen geben kann.

gepostet vor 15 Jahre, 2 Monate von TheUndeadable

> Ich arbeite an einem besseren Code unter Verwendung neuer Technologien

Mit der nächsten Version wird alles besser.

Das verspricht uns Microsoft seit 20 Jahren... 'Windows Me, noch sicherer, noch schneller, noch benutzerfreundlicher'

gepostet vor 15 Jahre, 2 Monate von Phoscur

Dann glaub es mir halt nicht.

gepostet vor 15 Jahre, 2 Monate von knalli

Original von Phoscur

Ich arbeite an einem besseren Code unter Verwendung neuer Technologien (sehr viel JavaScript) und vollständig objektorientiert.

Überraschung: So wirklich neu ist Javascript nicht und neu und objektorientiert müssen auch nicht automatisch gleichbedeutend sein. Hart, aber herzlich ;)

Original von Nagila Hawa

Normalerweise kann bei einem Projekt, bei dem nur wenig Arbeitskraft vorhanden ist, wie es bei den meisten Browsergames ist, doch OpenSource nur die Qualität des Codes verbessern, weil man potentiell von jedem Benutzer profitieren kann.

... und theoretisch auch in der Praxis. Auf gut Deutsch: Natürlich *kann* Opensource die Qualität verbessern, aber "sie" tut es nicht automatisch, nur weil man eine besondere Lizenz wählt und den Kram irgendwo verfügbar hochlädt. Es gibt durchaus eine Reihe von Opensource-Projekten, die im Grunde von keinem anderen gepflegt werden als von dem/den Maintainer(n)/Besitzer(n) selbst. Große Projekte, kleine Projekte, gute Qualität, schlechte Qualität, ältere wie jüngere.

Um ein Opensource-Projekt gut zu pflegen, muss man (enorm) viel Zeit investieren, um die Community "bei Laune" zu halten. Andernfalls erhält man sicher kaum Informationen und Feedback - es sei denn, es kracht irgendwo. Und oft wird es wohl so sein, dass Projekte, die über ein entsprechendes Kontingent an Resourcen verfügen, leider oft/meistens (rein) kommerziell arbeiten.. und dort ist der Opensource-Gedanken sowieso nicht übermäßig vertreten. Ausnahmen ja, Regel nein.

gepostet vor 15 Jahre, 2 Monate von Nagila Hawa

Natürlich benötigt ein OpenSource-Projekt Pflege von seinem Entwickler(-team) und es gibt Projekte, bei denen aus der Community nur wenige Leute Beiträge leisten können. Ein Beispiel sind Medienplayer. 99% der Benutzer wollen den einfach benutzen so wie er ist. Es sind Endnutzer, die vielleicht gar nicht viel Beitragen können, außer Bugreports, Feedback und Support. Bugreports und Feedback bedeuten wieder viel Arbeit für die Entwickler.

Es gibt aber auch Projekte, bei denen die Nutzer auch die Technik dahinter beachten, verbessern, modifizieren und so ihren Beitrag leisten können. Ein Beispiel dafür ist der Linux-Kernel. Damit kann ein Endnutzer nicht viel anfangen, die eigentlichen Nutzer sind Entwickler von Betriebssystemen oder von elektronischen Geräten, die den Kernel nutzen. Hier ist die Chance groß auch Patches und Erweiterungen durch die Community zu erhalten.

Bei Browsergames ist es ähnlich. Ich habe ja gerade das Problem angesprochen, dass es besonders viele Leute gibt, die davon berichten, dass sie erstmal hunderte von Bugs beseitigen mussten. Wieso landen diese Patches nie beim Kernprojekt? Dann würde der Nächste, der sich bei dem Projekt bedient wieder weniger Bugs haben, die es zu beseitigen gibt und kann wieder ein paar von den noch vorhandenen beseitigen. Der erste, der die Patches eingesendet hat profitiert davon auch wieder, wenn er sich eine neue Version holt. So funktioniert es bei anderen Projekten auch. Da kommt zwar meistens viel vom Kernteam, aber eben nicht immer Alles. Zumal sich das Kernteam auch aus den Leuten rekrutiert, die Patches einsenden.

Ob bei kommerziellen Firmen der OpenSource-Gedanke stark vertreten ist, ist natürlich fragwürdig. Einige tragen aber viel zu Projekten bei, wie Novell, RedHat, Sun oder Trolltech. Einiges kann auch die Lizenz regeln. Ein Beispiel dafür ist Apple und KDE. Die Webengine KHTML von KDE wurde von Apple übernommen und als Webkit weiterentwickelt. In KDE 4 ist Webkit wiederum in den KDE-Bibliotheken drin. So kann OpenSource auch funktionieren.

gepostet vor 15 Jahre, 2 Monate von knalli

Ja, Apple und WebKit ist ein Beispiel, wie sogar fremde Firmen von der Produktivität einer Firma profitieren (na, worauf basiert nochmal Chrome und Android? :)). Wer es nicht glaubt, darf sich ja gerne mal die Committer (plus deren Effizienz) des WebKit-Projekts angucken ;) Aber: Apple nutzt viel, viel mehr Opensource. OSX hat nicht nur Samba, sondern auch Apache, PHP, MySQL, Ruby, u.v.m. an Board. Es gibt durchaus kritische Stimmen, denen der Rückfluss aus Richtung Apple zu gering ist.

-cut-

Wir können aber eine Anwendung (aka Browsergame) nicht mit dem Unix-Kernel vergleichen. Und wir haben bereits herausgefunden, dass der universelle Browsergame-Kernel immer noch nicht er-/gefunden wurde; wohl, weil es ihn gar nicht gibt bzw. es auf ein normales Webframework hinauslaufen würde. Jene wiederum gibt es de facto wie Sand am Meer, darüber hinaus zumeist auch kostenfrei & Opensource.

Die Geschichte um HackTheNet und Co hat leider ein mehr oder weniger negatives Entwicklungsszenario präsentiert, welches den meisten zu heikel ist (zu Recht, wie ich finde). Und würde man weiter in Richtung konkreter Opensource-Spiele gehen (also nicht nur Engine), so wird man schnell merken: Hey, so viele gibt es da gar nicht in der Welt. Und wenn, meist nur a) winzig, b) Nischentyp oder c) total unbekannt. Die Engine von Transporter Tycoon (kein BG) ist unter Opensource komplett neu programmiert worden, aber ein Kassenschlager ist es nicht (mehr). Leider. (Übrigens eine Browsergameidee ("sowas wie TT(D)"), wo ich als Spieler und Entwickler Interesse hätte.)

(editiert, Rechtschreibung)

gepostet vor 15 Jahre, 2 Monate von Todi42

Ich glaube, das gute open source meist auch kommerziele Vorteile bietet. Im jetzigen Projekt waren wir schon ernsthaft am Überlegen, ob wir uns die Sourcen von Doxygen mal angucken, weil ein Fehler, der störte mit jedem zweiten Release wieder auftauchte. Bei einem 5 Mann Projekt ist so etwas bestimmt nicht drin, aber wenn es 20 Leute sind, kann man sicher mal jemanden 2 Wochen daran setzen, wenn die Behebung eines Fehlers Vorteile für's Projekt bringt. Und den Patch würde man sicher öffentlich machen, damit man ihn nicht mit jeder neuen Version wieder von Hand einbauen müste.
Bei Browser-Spielen gibt es halt kein Open-OGame, auf dem mehrere komerzielle Projekte aufsetzen und es mehrere Parteien gibt, die an der Einpflegung der Änderungen ein Interesse hätten. Bei den paar Betreibern von Open-Source Spielen, gibt es wohl kaum jemanden, der damit professionelle Resourcen zur Verbesserung bereit stellen könnten. 
Auf der einen Seite gibt es kein Browser-Projekt, auf dem man einen komerziellen Erfolg aufbauen könnte. Auf der anderen Seite bauen Betreiber kommerzieller Browserspiel massiv auf Opensource und es würde mich wundern, wenn nicht die eine oder andere Fehlerbehebung oder Verbesserung von Bigpoint oder Gameforge kommen würde (oder zumindest qualifizierte Fehlemeldungen).

gepostet vor 15 Jahre, 2 Monate von Blabbo

Original von knalli

Die Geschichte um HackTheNet und Co hat leider ein mehr oder weniger negatives Entwicklungsszenario präsentiert, welches den meisten zu heikel ist (zu Recht, wie ich finde).

Hab ich was verpasst?

Original von Todi42

Auf der anderen Seite bauen Betreiber kommerzieller Browserspiel massiv auf Opensource

Aha? Inwiefern denn?

Generell finde ich ja den Sinn von OS BGs eh fragwürdig. Laden sich eh nur ein paar Script Kiddies auf freespace, weil sie auch mal ein Browsergame haben wollen. Nach ein paar Wochen merken sie, dass keiner mitmacht und lassen es dahindarben.

Und auch professionell geklonte Browsergames gibts schon mehr als genug. Für die Ideen, die ich gerne umsetzen würde, wäre mir so ne Engine zu eingeschränkt bzw. würd ich die grundsätzlichen Sachen dann auch gleich selber coden, damit ich auch wirklich weiss, was da passiert und alles optimal planen kann.

gepostet vor 15 Jahre, 2 Monate von Todi42

Original von Blabbo

Original von Todi42

Auf der anderen Seite bauen Betreiber kommerzieller Browserspiel massiv auf Opensource

Aha? Inwiefern denn?

Na, die meisten setzen wohl auf lamp und das ist fast alles open source.

gepostet vor 15 Jahre, 2 Monate von knalli

Original von Blabbo

Original von knalli

Die Geschichte um HackTheNet und Co hat leider ein mehr oder weniger negatives Entwicklungsszenario präsentiert, welches den meisten zu heikel ist (zu Recht, wie ich finde).

Hab ich was verpasst?

War mal in einem hiesigen Thread über Browsergames, Opensource und Co. Kann schon 2 Jahre her sein.. würde ich den Thread jetzt auf Anhieb finden, würde ich ihn dir auch verlinken. :(

Original von Todi42

Auf der anderen Seite bauen Betreiber kommerzieller Browserspiel massiv auf Opensource

Aha? Inwiefern denn?

Und alles andere: PHP/Ruby, Javascript Libs wie jQuery, Prototype, MooTools, Extjs u.v.m, in gewisser Hinsicht auch HTML/XML/XHTML/XSLT.. nur Flash nicht.

gepostet vor 15 Jahre, 2 Monate von Phoscur

Original von knalli

Original von Phoscur

Ich arbeite an einem besseren Code unter Verwendung neuer Technologien (sehr viel JavaScript) und vollständig objektorientiert.

Überraschung: So wirklich neu ist Javascript nicht und neu und objektorientiert müssen auch nicht automatisch gleichbedeutend sein. Hart, aber herzlich ;)

Ohne Abschweifen zu wollen, ich meinte neu nicht im Kontext von objektorientiert und AJAX & Web2.0 sind meiner Meinung nach immer noch "neue Technologien". Viele hier im Forum  legen ihre Browsergames noch nicht sehr auf diese Techniken aus. Ich will soweit gehen und die gesamte View in JavaScript schreiben. Die Lösungen, die es für diese Idee gibt, gefallen mir alle nicht.

gepostet vor 15 Jahre, 2 Monate von Todi42

Kennt eigentlich jemand von euch ein wirklich funktionierendes Browser-Spiel-Open-Source-Projekt? Ich prüfe gerade, ob das ein Weg für Financial-Rumors sein könnte, kann mir aber nicht wirklich vorstellen, dass das funktioniert.

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