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Was ist ein Spiel?

gepostet vor 16 Jahre, 11 Monate von kurellajunior
Liebster Midil,

Ich würde Dir gerne noch etwas aufzeigen, was Dir möglicherweise entgangen ist. Es gibt eine große Zahl von Spielern, denen der Wert eines Produktes durchaus bewusst sein kann. Zu dieser Sorte gehöre ich. In meinem Kontakt mit anderen Spielern gibt es sehr viele, die genauso denken und ordentlich Geld und Zeit in ihr Hobby stecken.
Ja es gibt ein paar dumme kleine Kinder, die glauben die Welt sei ein großer Honigkuchen und sie könnten alles haben. Aber davon gibt es zunehmend weniger.

Nun zum eigentlichen Kritikpunkt: "Diese Spiel ist kostenlos" suggeriert immer folgendes: Ich kann dieses Spiel komplett spielen (also gewinnen, alle Variante und Strategien ausprobieren, etc) und muss dazu niemals etwas zahlen. Unsere Sprache ist da sehr eindeutig. Wenn sich nun herausstellt, dass nicht das ganze Spiel spielbar ist, ohne zu bezahlen, fühlt sich ein deutschsprachiges Wesen zu recht verschaukelt. Ich kann Deinen MArketingansatz verstehen. Aber nur weil ich mich daran gewöhnt habe, dass mich Werbung grundsätzlichb belügt (und auch Übertreibung ist Lüge) heißt das noch lange nicht, dass ich es gutheiße. Im Gegenteil.

Ich werde Dir ein anderes Beispiel an die Hand geben, da Deins zu sehr hinkt:

Ich hebe Dich auf ein Plattform und zeige Dir einen schönen Garten, Springbrunnen, Schlösser, junge Maiden, etc. Und sage zu Dir: All dass kannst Du ganz ohne Kampf oder Rätsel erreichen, du musst nur in diesen Irrgarten da gehen, und weise auf den Irrgarten vor dem Garten in den gerade Deine Mitbewerber gehen.

Frohgemut gehst Du in den Irrgarten und beginnst zu suchen. Bald muss du feststellen, dass es in diesem Irrgarten Abkürzungen gibt, die aber allesamt von Drachen oder Rätselhexen bewacht werden. Da Du gutgläubig genug ohne Hirn und Rüstung in den Garten gingst, musst Du den langen Weg suchen.
Bei einigen Irrgärten kommst Du nun in eine Sackgasse. Hier beißt die Maus keinen Faden ab, Du wurdest betrogen.
Bei anderen Irrgärten wird es Herbst, bevor Du den Garten erreich kannst, weil andere viel schneller waren. (Auch hier fühlst Du Dich um Deinen Lohn geprellt)
Bei dritten Irrgärten wiederum erreichst Du den Garten, hast aber weder 5 Drachenköpfe, noch die Anhänger der Rätselhexen erworben um die schönen Maiden zu beeindrucken oder gar am Brunnenwächter vorbeizukommen. Auch hier wurdest Du um Deinen Lohn betrogen. Hättest Du nur vorher gewusst, dass Du Hirn und Rüstung mitnehmen musst um hier wenigstens etwas Erfolg zu haben.

Summasummarum: Ich bin für Ehrlichkeit, wenn ich mit einem Produkt Geld verdienen will, dann sage ich das: "Hey ich hab hier ein geniales Spiel, das kostet soundsoviel, aber du kannst es in der und der Form solange ausprobieren wie Du willst - Du wirst schon früh genug süchtig danach :)
Alles andere ist für mich Betrug (vielleicht nicht im rechtlichen Sinne, aber im gesellschaftlichen): würdest Du mir dieses Produkt als mein Freund "verkaufen", würde ich, aus dem Irrgarten zurück, Dir dafür die Nase platthauen und alle umstehenden würden nix dran finden, schließlich hast Du mich ganz gewaltig verarscht.

Ich weiß, dass diese Form von Ehrlichkeit in unserer Gesellschaft abhanden gekommen ist, aber sie stünde dem Internet als eine in seiner Grundidee besitzfreie Gemeinschaft gut zu Gesicht.

Vielleicht liegt es an dieser immer noch nciht getöteten Idee, dass das Internet eine Medium ist, indem Information losgelöst von Besitz exisitiert. Damit wird man sich als geldverdienendes Individuum auseinandersetzen müssen. Wenn man dann versucht diese Mentalität mit den oben genannten Sprüchen zu ködern, muss man sich über böse Reaktion nach Enttarnung nicht wundern.

Falls Du es vergessen haben solltest: Es gibt Menschen die für Produkte Geld bezahlen, wenn sie überzeugt sind, die aber sehr bockig werden, wenn sie sich veschaukelt fühlen.

Ich hoffe auf Einsicht in den Kaptitalschmieden, glaube aber nicht dran: Geld bleibt verlogen.

Jan (Sergej Kruschtschow)
gepostet vor 16 Jahre, 11 Monate von Midil
Hallo Sergej,

ein Beitrag wie ich ihn von Dir gewohnt bin. Sachlich, intelligent und direkt. Deinen Vergleich finde ich sehr gut muss ich sagen. Eine Betrachtungsweise die mehr als eine Überlegung wert ist.

Ich will nicht Haarspalterei betreiben darum nur ein paar Worte dazu was mir zu Deinem Beispiel einfällt. Z.B. kann der Ritter zwar keine Abkürzungen nehmen ,aber dennoch kostenlos umher irren. Und die Aussage ist ja nach wie vor kostenlos spielen. Nicht kostenlos gewinnen. Gewinnen kann doch in der Regel sowieso nur einer oder? Was ist mit den vielen Rittern, die mit Schwert und Rüstung da rein gehen und dennoch auf die Plätze verwiesen werden weil andere (Bezahlspieler) einfach besser waren? Oder weil dieser Bazahlspieler einfach noch mehr Geld ausgegeben haben. Können die sich auch beschwerten nach dem Motto: "Ich hätte aber wissen müssen, dass man wenigstens 200€ investieren muss um zu gewinnen" :-) Darum halte ich die Aussage "kostenlos spielen" für vollkommen korrekt.

Vielleicht sehe ich auch vieles nicht aus der Sicht eines typischen Spielers, denn ich würde auch mal durch den Irrgarten rennen mit vollem Wissen nie als erster am Ende wieder heraus zu kommen. Dann bin ich eben an Stelle 365. Na und?
Dieses "na und" sehen viele Spieler nicht. Für sie scheint der Spaß nicht im Spiel, sondern in der Überlegenheit anderen Spielern gegenüber zu liegen.
gepostet vor 16 Jahre, 11 Monate von kurellajunior
Hallo Midil,

Z.B. kann der Ritter zwar keine Abkürzungen nehmen ,aber dennoch kostenlos umher irren. Und die Aussage ist ja nach wie vor kostenlos spielen.
Du siehst hier ja bereits an Deiner Wortwahl meinen Hauptkritikpunkt. Zwischen kostenlos umherirren (also spielen als Zeitvertreib) oder besser "rumspielen" und kostenlos spielen ist semantisch ein Unterschied.

Ich gebe zu, dass das Wort "spielen" sehr wohl beide Bedeutungen enthält: "herumspielen" (Wir erinnern uns an -Ich will doch nur spielen...- von Frau Louisanne oder so) und "mitspielen" oder "auf Sieg spielen". Mein Vorwurf ist lediglich, dass der Werbeslogan "kostenlos spielen" bewusst nur eine dieser Bedeutungen meint aber darauf abzielt andere Bedeutungen zu wecken. Denn der Texter hat einen enormen Wissensvorteil gegenüber dem Beworbenen. Damit ist kein Betrug im eigentlichen Sinne, eher eine geschickte Täuschung, die dennoch dazu führen würde, dass ich Dir als mein Feund eins auf die Nase hauen würde. Du wusstest es ja schließlich besser und hast mich bewusst in einen Irrtum laufen lassen.

Gewinnen kann doch in der Regel sowieso nur einer oder? Darum halte ich die Aussage "kostenlos spielen" für vollkommen korrekt.


ich würde auch mal durch den Irrgarten rennen mit vollem Wissen nie als erster am Ende wieder heraus zu kommen.

Für sie scheint der Spaß nicht im Spiel, sondern in der Überlegenheit anderen Spielern gegenüber zu liegen.
Eine Überlegung: Zwischen dem anfänglichen Wissen / Glauben, nicht als erster anzukommen und der nachträglichen Erkenntnis nicht als Erster ankommen gekonnt zu haben, besteht ein Unterschied oder nicht?
Ersteres fördert Langzeitmotivation, letzteres Frust.

Ich bin überzeugt, dass Deine/Eure (ich schere euch der Einfachheit halber mal über einen Kamm) langfristig nicht zum Erfolg führt, bzw. die oben beschriebene Taktik zu größerem Erfolg führt, wenn die Zielgruppe nicht gerade aus dummen Jambakinder besteht.

Ich habe einfach die Hoffnung, dass Du mir glaubst, dass Deine Wortwahl auf den Endkunden verarschend ankommt, selbst wenn Du, was ich nicht glaube - dazu bist du zu clever, davon ausgehst, dass Du nur "rumspielen" meinst, bzw. davon ausgehst, dass die Leute selbst dann ein Spiel spielen wollen, dessen Ziel ein Sieg ist, ohne wenigstens glauben zu können, dass sie siegen würden.

Noch ein Beispiel: Kein Mensch würde Lotto spielen, wenn er erkennen müsste, dass er 0 Chance hat, etwas zu gewinnen. Lotto funktioniert, weil es die Aussicht gibt zu gewinnen. (Dieses Gleichnis ist nicht rund, nur für die Motivation gedacht, da Lotto Geld kostet, Browserspiele dafür Zeit)

Ich hoffe Du kannst mir folgen. Vielleicht fällt Dir, denn das ist ja Dein Job, eine Formulierung ein, die kurz, anlockend und trotzdem nicht enttäuschend ist?

Jan
gepostet vor 16 Jahre, 11 Monate von Midil
Zunächst einmal halte ich an meiner Grundaussage fest. Kostenlos spielen ist eine FAKTISCH vollkommen korrekte Aussage.

Nun gibt es die von Dir beschriebene Wirkung auf den Spieler, der sich im Spiel einloggt und ein Spiel ohne Bezahlmöglichkeiten vorzufinden erwartet.

Eine Möglichkeit die ich sehe ist direkt auf der Startseite einen Bereich "Premium" einzuführen, in dem die Vorteile eines Premium Accounts aufgeführt sind und darin steht welche weiteren Bezahlmöglichkeiten das Spiel bietet. Eine weitere Idee wäre zu schreiben: "Jetzt kostenlos spielen*"
*Das Spiel beinhaltet Bezahlmöglichkeiten.

Über eins bin ich mir allerdings vollkommen sicher. In allerspätestens einem Jahr, werden wir dazu keine Diskussion mehr benötigen, weil alle relevanten Spiele Bezahlmöglichkeiten anbieten werden. Der Satz "Jetzt kostenlos spielen" wird dann ein Hinweis darauf sein, dass das Spiel nicht kostenpflichtig ist.
Was ich darüber bedauere ist, dass Spiele die wirklich keine Bezahlmöglichkeiten beinhalten dies dann explizit ausweisen werden müssen.
_________________
Michael Dilger
www.battleknight.de
www.knightsdivine.de
gepostet vor 16 Jahre, 10 Monate von Krisch
Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber die überwältigende Mehrheit ist der Meinung, dass es sich dabei um Täuschung handelt. Und auch wenn du selbst nicht dieser Meinung bist, solltest du einsehen dass es für das Ansehen des Spiels besser wäre, auf solche Lügen zu verzichten.

Natürlich würdest DU gerne in einem Irrgarten rumlaufen, auch wenn es mehrere Jahre dauert... Macht bestimmt Spaß...

Leider haben Browserspiele an sich viel weniger Möglichkeiten Spaß zu machen, es geht fast immer darum einen hohen Platz zu erreichen. Bei Brettspielen kann man sich mit Freunden unterhalten, bei PC-Spielen z.B. die Reaktionsfähigkeit trainieren. Aber bei strategischen Spielen (wie die meisten Browserspeilen) geht es darum zu gewinnen und nicht die schönsten Einheiten zu entwerfen.

Ein aktuelles Beispiel ist Travianer. Es sieht zwar toll aus und versucht den Eindruck eines vollwertigen PC-Spiels zu vermitteln. Aber wer es mal gespielt hat, erkennt schnell dass das gleiche Prinzip wie bei den anderen dahinter steckt. Und genau dieses Spiel kämpft jetzt damit, dass man nur oben mitspielen kann, wenn man Geld reinsteckt.

Solange es keine neuen Spielideen gibt, geht es nur ums Gewinnen und damit leider oft auch ums Geld.

Es bleibt Verarschung.
gepostet vor 16 Jahre, 10 Monate von Midil
Tja...
dummerweise spielen aber eine "überwältigende Mehrheit" der Spieler genau diese Spiele. Komischerweise sind das auch die Spiele die am erfolgreichsten sind.

Travian... 1 mio. Spieler?
Battleknight 300.000 Spieler
Monstersgame.... boh... sau viele...

Scheinbar teilen also nicht alle Deine Meinung. Aber wir müssen ja auch nicht alle einer Meinung sein.


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Michael Dilger
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