Angespielt: Desert Blitz lädt zum Kampf um das Öl
?Ein Strategie-Browsergame auf höchstem Niveau? versprachen uns die Jungs von Playnik selbstsicher bei der Ankündigung ihres neuen Schützlings Desert Blitz. Deshalb haben wir im heißen Wüstensand eine Basis ausgehoben, Panzer am laufenden Band produziert und getestet, ob all die geweckten Erwartungen tatsächlich gerechtfertigt waren.
Eins sei vorweg genommen: Desert Blitz ist kein Spiel für Vollzeitstrategen, die sich vor Spielstart gerne durch seitenlange Handbücher wälzen und die Auswahl aus hunderten von verschiedenen Einheiten regelrecht herbeisehnen. Auch die Handels- und Wirtschaftssparte ist sehr schmal ausgefallen. Im Gegenzug kann man sich auf das konzentrieren, auf was es bei einem klassischen Strategiespiel ankommt. Denn Desert Blitz heißt auf Deutsch nichts anderes als Wüsten-Blitzkrieg - und der Name ist Programm.
Die Aufbauphase präsentiert sich also erfrischend schnell und kurzatmig und bereits nach wenigen Tagen kann man nahezu alle Einheiten ausbilden. Auch die Militärbasis ragt inzwischen protzig, fast schon futuristisch anmutend in den Wüstenhimmel. Derart frühe Erfolge motivieren schon von Anfang an ungemein. Nur schade, dass es im Gegenzug später nicht mehr all zu viel Neues zu entdecken gibt. Doch was soll's - hier geht's schließlich ums Öl, nicht um den Entdecker des Monats. Also reden wir nicht lange um den heißen Brei herum - rekrutieren wir uns ein paar kräftige Infanteristen und machen dem Nachbarn die Hölle heiß!
Zu erst einmal Ernüchterung: Statt einem bombastischen Grafikfeuerwerk erwartet uns einige Stunden später lediglich ein fast schon erschreckend konventioneller Kampfbericht in Tabellenform. War das etwa schon alles? Dann folgt die Erkenntnis: Upps - der Kampf ist ja noch gar nicht zu Ende! Alle zwei Minuten wird eine neue Runde des Kampfes ausgetragen, erst in etwa zehn Minuten werden wir das endgültige Ergebnis wissen. Dieses Live-Beobachten eines Kampfes und die Möglichkeit, bei Unzufriedenheit mit dem Kampfverlauf diesen vorzeitig abzubrechen, um seine Truppen zu schonen, ist insgesamt eine sehr nette Sache. Bombenmäßig macht es das Kampfsystem dennoch nicht.
Neben dem stupiden Drauflos-Kämpfen gibt es zusätzlich die Möglichkeit, dem Gegner mit Luftangriffen punktuellen Schaden zuzufügen, mit Sabotageakten einzelne Gebäude auszuschalten oder den Gegner ganz nach klassischer Manier mit unbemannten Spionagedrohnen hemmungslos auszuspähen. Dank all jener abwechslungsreichen, wenn auch nicht völlig neuartigen Features ist das Kampfsystem immerhin nicht mehr trocken wie Sand. Dynamisch wie Schmieröl trifft's wohl am Besten. Achja, Öl... das Stichwort.
Anders als die Story vermuten lassen würde, ist das Erdöl in Desert Blitz nämlich bei weitem nicht das Maß aller Dinge. Im Grunde genommen ist es lediglich eine der vier Grundressourcen Stahl, Silizium, Öl und Energie, die im Rahmen von Einheiten und Gebäuden Verwendung finden. In einer Raffinerie zu Treibstoff weiterverarbeitet ist es dennoch außerordentlich wichtig, um seinen Fuhrpark auf Damm zu halten. Ausschließlich mit Fußsoldaten lässt sich nämlich kaum ein Krieg gewinnen.
Grafisch lässt Desert Blitz wenig Wünsche offen: Schicke Gebäudegrafiken, moderne 3D-Einheitenbilder sowie ein stimmiges Umgebungsterrain ziehen den Neuling schnell in ihren Bann. Besonders vorbildlich umgesetzt ist das übersichtliche Game-Interface, in dem sich jeder Hobby-Stratege sofort wohlfühlen dürfte. Neben dem ansprechenden und vor allem angenehm unkomplizierten Gesamtdesign bietet es viele vorbildliche Kniffe: Spionageberichte beispielsweise, die ganz einfach als Photo dargestellt werden. Oder Sicherheitspersonal, das sich auf einer praktischen Drag&Drop-Karte kinderleicht je nach Bedarf einzelnen Gebäuden zuteilen lässt, um gegnerischen Sabotageakten keine Chance zu bieten. Was das Optische anbelangt, gehört Desert Blitz folglich in der Tat zu den qualitativ hochwertigsten Vertretern unter den Strategie-Browsergames.
Interessant ist auch die Art und Weise, in der Desert Blitz nahtlos ins kontinuierlich anwachsende Playnik-Portal integriert wurde. Wie in jedem anderen Spiel der jungen Hamburger Spieleschmiede gibt es in Desert Blitz sogenannte n!k-Achievements zu erreichen, welche sich im spielübergreifenden Portal zum n!k-Score addieren. Diese Erfolge können ganz simple Sachen wie das Erlangen eines bestimmen Militär-Rangs sein, aber auch wirklich fordernde Langzeitaufträge wie beispielsweise das erfolgreiche Abschließen von über 1000 (!) Invasionen. Es bleibt abzuwarten, ob das momentan noch im Schatten von Bigpoint und Co. stehende Junior-Portal es mit ausgerechnet diesem innovativen System schafft, sein Trittbrettfahrerimage abzulegen und eine wirklich spielübergreifende Community aufzubauen.
Fazit Ideal für Gelegenheitsspieler, verzichtet Desert Blitz auf all zu viele Genreneuheiten und klammert sich fast schon prinzipientreu an das klassische Browser-Strategie-Schema. Dadurch ist die Einarbeitungszeit quasi auf das Minimum gesunken und das Spiel kann seine wahren Reize entfalten: Ein spannendes Szenario, tolle Grafiken und ein flottes Interface. Fairerweise muss dennoch gesagt werden: Ein eingefleischter Hobby-Stratege wird in Desert Blitz kaum die Browsergame-Innovation des Jahres sehen. Dafür aber ein weiteres rundum gelungenes Strategiespiel, das mit vorhandenen Zutaten einfach (fast) alles richtig macht. |