Angespielt: Zarenkriege 2.0
Selten hat ein junges Spiel nach wenigen Monaten Laufzeit bereits ein so dickes Updatepaket verpasst bekommen, wie das inzwischen international bekannte Zarenkriege. Zum Jahreswechsel ging Spielwelt 4 erstmals mit der nagelneuen Version online ? wir waren dabei und haben den Sieger der Kategorie "Bestes Strategiespiel" bei der Wahl zum Browsergame des Jahres 2008 für euch getestet.
Dass das Genre der Aufbau-Strategiespiele bei weitem noch nicht ausgereizt ist, lassen wir uns am besten von Entwicklern jenseits deutscher Platzhirsche à la „Travian" oder „Die Stämme" zeigen: Von den Bulgaren! Zarenkriege 1.0, wenn auch bereits mit einigen interessanten Ideen geschmückt, konnte man noch nicht wirklich als innovativ bezeichnen. Doch seit Version 2.0 erwartet den Spieler ein erfrischendes Paket neuer Features: Von kleinen grafischen Schmackerln bis hin zu kompletten Genreneuheiten wurde Zarenkriege auf einen Schlag mit vielem ausgestattet, wonach andere Communities vergeblich betteln.
Schon bei der Registrierung wird klar, was bei Zarenkriege besonders groß geschrieben wird: die Spieltiefe. Unter neun verschiedenen Völkern gilt es sich zu entscheiden, jedes von ihnen mit eigener Story, eigenen Fähigkeiten und eigenen Kampfeinheiten. Hier entstehen zugleich die Grundpfeiler des späteren Spielverlaufs: Sind für mich die günstigen Belagerungsmaschinen der Russen von größerer Bedeutung als die vergünstigte Kavallerie der Teutonen? Möchte ich mit Hilfe der Briten besonders viel Gold zu Tage fördern oder lege ich größeren Wert auf den effektiven Handelsbonus der Osmanen? Die Wahl eines Volkes will gut überlegt sein - denn sie ist eine Entscheidung für die Ewigkeit.
Nicht annähernd so schwierig ist die nun folgende Einführungsphase. Absolut vorbildlich wird der Spieler durch einen integrierten Berater in alle wichtigen Spielinhalte eingeführt. Das ist auch notwendig: Ansonsten würde man schier erschlagen werden vom Reichtum an Möglichkeiten und Details. Zum Glück beantwortet die ausführliche Spielhilfe die meisten zusätzlich aufkommenden Fragen einfach und übersichtlich. Das ein oder andere Mal wird man in jedem Falle nachschlagen müssen - wenn es beispielsweise darum geht, was zum Henker z.B. die sogenannten Dynastie-Hochzeiten für einen Sinn verfolgen.
Neben einem eher konventionellen Bündnis-System (Standards wie Rechteverwaltung und Gildenforum findet man auch hier) gibt es in Zarenkriege nämlich eine zusätzliche Möglichkeit, Spielerbeziehungen zu intensivieren: Heirat. Das hat allerdings - wie schon im Mittelalter - wenig mit Liebe zu tun. Man heiratet ja auch nicht selber. Indem man einen seiner etwa 5 Nachfahren mit dem Nachkomme eines anderen Spielers vermählt, gelangt man an den praktischen Bonus, dass Märsche zwischen den durch Ehe verbündeten Reichen um 15% schneller vonstatten gehen. Ganze Dynastien lassen sich somit aufbauen und für alle Ewigkeiten miteinander verknüpfen. Das schafft Atmosphäre. (In Anbetracht des auch in der Zarenwelt angekommenen Freiheitsgedankens ist es inzwischen möglich, Ehen wieder zu scheiden. Aber Psst - wir wollen ja niemanden in Versuchung führen.)
Und sollte man trotz Berater und Hilfesystem einmal nicht weiterkommen, so unterstützten die Mitarbeiter und die Community die Spieler nicht nur im Chat, sondern helfen auch kurzfristig im offiziellen Forum oder bei der Bearbeitung von Feedbacks.
Die schon durch Zarenkriege 1.0 bewährte Mischung aus einem waschechten Strategiespiel mit einigen Rollenspielelementen, welche es erlauben, nach ehrgeizigem Ansammeln unzähliger Erfahrungspunkte bestimmte Prozentboni für sein Volk zu ergattern, wurde in Version 2.0 kein bisschen angerührt. Wozu auch? Stattdessen kamen Neuerungen hinzu, die das Spielgeschehen noch individualisierbarer gestalten: Beispielsweise ist es nun möglich, Arbeiter über Scrollbalken in unterschiedlicher Anzahl verschiedenen Gebäuden zuzuteilen. Somit kann jeder Spieler selbst entscheiden, ob er den Fokus auf Ressourcenproduktion und Handel oder Kriegsführung legt.
Das Interface macht angesichts der vielen Spielbereiche für Anfänger zu erst einmal einen relativ komplexen Eindruck. Nach einer ausgiebigen Eingewöhnungszeit ist das zwar kein Problem mehr, doch die vielen Seiten-Reloads nerven teilweise noch immer ziemlich. Mit aktueller Technik ist da definitiv weitaus mehr drin - auch wenn in Zarenkriege 2.0 bereits viele Dinge, wie der Gebäudebau, absolut vorbildlich funktionieren. Lediglich ein kleiner Pluspunkt ist da die frei konfigurierbare Schnellbutton-Leiste am linken Bildschirmrand. Insgesamt betrachtet trotz allem ein sehr solides Navigations"vergnügen".
Das Kampfsystem ist eine der größten Stärken von Zarenkriege. Schon in Version 1.0 trumpfte es mit der Möglichkeit, strategisch entscheidende Truppenformationen auf einem Art Schachbrett zusammenzustellen. Hierdurch und durch die übersichtlichen und leicht verständlichen Kampfberichte gewinnt das ganze Kampfsystem ungeheuer an Glaubwürdigkeit und Logik. Faktoren wie Schussradien trifft man in Browsergames jedenfalls nicht alle Tage an. Und im Übrigen überträgt sich das auch auf die Forschung: In der neuen Version erforscht man nicht mehr einfach nur „Einheiten", sondern „Einheitenteile". Will heißen: Ich kann selber entscheiden, ob ich etwa meinem Schwertkämpfer ein schärferes Schwert oder eine massivere Rüstung verpasse.
Der einzige Kritikpunkt an Zarenkriege 2.0 ist das Paymentsystem. Gegen echtes Geld lassen sich nämlich nicht nur ein hilfreicher Premiumaccount erwerben, sondern auch handfeste Vorteile in Form von Ressourcen. Diese sind jedoch eingegrenzt und wie sich im Spielverlauf herausstellt zu großen Teilen durch Aktivität auszugleichen.
Fazit Wer ein klassisches „Dörfer erobern"-Strategiespiel mit viel Tiefgang und dutzenden strategischen Möglichkeiten sucht und sich nebenbei auch nicht an Spielern stört, die sich mit realem Geld pushen, ist mit Zarenkriege 2.0 bestens beraten. Dabei muss Zarenkriege den Vergleich mit den populärsten Genrevertretern in keinster Weise scheuen. Über 100.000 Accounts nach erst wenigen Monaten und inzwischen täglich um die 1000 Neuanmeldungen allein in Deutschland sprechen für sich. |
Impressionen
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