Aus dem Nähkästchen geplaudert
Gäbe es einen DAX der Browserspiele-Entwickler, wären sie mit Sicherheit wichtiger Bestandteil – die „großen Vier“ der Entwicklerfirmen sind auch ein wichtiger Spiegel der gesamten Branche. Auf dem browsergames forum 2010 haben wir den alten Hasen etwas auf den Zahn gefühlt und für euch Status Quo und geplante Projekte zusammengefasst.
InnoGames
%%company_id:6%%Wenige Tage vor dem bgf 2010 erreichte uns die Meldung, dass inzwischen über 100 Mitarbeiter beim Hamburger Entwickler und Publisher InnoGames beschäftigt sind. Die Euphorie ist nachvollziehbar: Mitgründer und Managing Director Hendrik Klindworth beobachtet, wie sich die Mitarbeiterzahlen seiner Firma derzeit jährlich verdoppeln. In Offenbach versicherte er uns: „Das wird auch erstmal so weitergehen – da ist momentan noch kein Ende in Sicht“.
Zwei Spiele sollen noch in diesem Jahr offiziell starten: Sevenlands und Westwars, beide sind sie derzeit in der Open Beta. Das für ein Browserspiel relativ storylastige Sevenlands geizt nicht mit kaufbaren Spielvorteilen. Hier sei laut Klindworth aber das letzte Wort noch nicht gesprochen. Er könne es sich durchaus vorstellen, die Premiumfeatures bis zum Release wieder etwas einzudämmen. In Bezug auf das Social Game Westwars deutete er an, dass hier in naher Zukunft auch eine von Facebook losgelöste Version denkbar sei, schließlich habe das Spiel mit seinem großen Bruder The West nicht mehr viel gemein.
Innogames' erstes Clientgame Tribonia wird laut Hendrik Klindworth wohl nicht mehr rechtzeitig bis zum Jahresende starten. Eine Closed Beta stehe aber bereits kurz bevor. Mit Tribonia tastet sich der Hamburger Spieleentwickler in den Markt der Free-to-Play Clientgames, dem das Management generell sehr offen gegenübersteht. Je nach dem, wie Tribonia sich positionieren kann, sei auch eine stärkere strategische Fokussierung auf diesen Bereich denkbar, so Klindworth.
Bigpoint
%%company_id:1%%Als Hauptsponsor des bgf 2010 präsentierte sich Bigpoint wiederum klar als Branchenprimus. Prozentual hat der Betreiber des größten deutschen Gaming-Portals mit seinen inzwischen über 500 Mitarbeitern im Vergleich zur Konkurrenz zwar etwas weniger Luft nach oben, zeigt aber nach wie vor phänomenale Wachstumsraten. Matthias Mirlach, der erst vor kurzem als PR Manager ins Boot geholt wurde, ist fasziniert: „Als neulich zur Begrüßung der neuen Mitarbeiter gerufen wurde, hätte ich doch nicht erwartet, dass mir da 30 neue Gesichter entgegenblicken! Sowas ist auch für mich völlig ungewohnt.“
Das wichtigste Projekt in der Pipeline des Hamburger Publishers ist derzeit Battlestar Galactica Online, das sich laut Chief Games Officer Philip Reisberger relativ streng an der gleichnamigen Fernsehserie orientieren soll. Somit wolle man auch Fans und Core Gamer von Anfang an überzeugen. Gestern (8. November) ist die erste Closed Beta erfolgreich gestartet. Die Open Beta ist laut Bigpoint schon für nächsten Monat geplant.
Als derzeit erfolgreichstes Spiel aus dem Portfolio bezeichnete Reisberger das Casual Game Farmerama. Spiele wie Seafight oder Dark Orbit hätten zwar noch immer mehr registrierte User, das rasante Spielerwachstum von Farmerama sei aber einmalig. Die schleppende Entwicklung des 3D-Actionshooters Poisonville rechtfertigte er hingegen mit Bigpoints Pionierarbeit in diesem Bereich. Beim ersten Versuch klappe nun einmal selten alles auf Anhieb.
Upjers
%%company_id:4%%Fleißig beworben wird zur Zeit noch die Krankenhaus-Simulation KapiHospital, in der Entwicklung wartet jedoch bereits ein technisch weit ambitionierteres Projekt auf das Ende der Closed Beta: Koyotl, das erste 3D-Spiel der Firma Upjers. Auf dem bgf 2010 konnten wir einige Blicke in die laufende Beta werfen und waren von der Grafik auf Anhieb bezaubert.
Mehr auf die weibliche Spielerschaft ausgerichtet sei hingegen Cubicos Tale, das sich ebenfalls noch in der Betaphase befindet. Hier dreht sich alles um bunte Steinchen, aus denen sich mit der Zeit die verschiedensten Bildchen legen lassen. Durch jede Menge Quests und ein ausgefeiltes Produktionssystem der Spielsteine soll keine Langeweile aufkommen.
Trotz des branchenüblich ernormen Mitarbeiterwachstums will Upjers am Standort Bamberg festhalten. In der oberfränkischen Brauereistadt sei Upjers zwar verständlicherweise der einzige Spieleentwickler, ein Problem stelle das aber keineswegs dar. Dennoch müsse man sich wohl bald nach neuen Büroräumen umsehen, so Schmitt. Der Großteil der Mitarbeiter wohnt direkt in Bamberg, nur wenige machen sich jeden Morgen beispielsweise von dem nahen gelegenen Nürnberg aus auf den Weg zur Arbeit.
Travian Games
%%company_id:5%%Kurz vor dem diesjährigen browsergames forum konnte Travian Games mit der Gründung einer eigenen Publishing-Tochter Schlagzeilen verbuchen. Dabei gehe es aber keineswegs um das Schaffen einer Spieleplattform wie der Bigpoints, sondern viel mehr um die gezielte Förderung einzelner Projekte mit den Mitteln eines erfolgreichen Publishers. „Klasse statt Masse“ nennt das Ingo Horn, neuer PR-Chef der Münchner Travian Games GmbH.
Auf Markenwerbung wolle man bei Travian Games daher auch weiterhin verzichten. Beworben würden nach wie vor ausschließlich die Spiele. Ob man damit die Firma nicht automatisch in der Bedeutungslosigkeit verschwinden lasse? Nein, meint Ingo Horn. Bei Koch Media etwa funktioniere diese Taktik ja auch ganz gut.
So investiert man nach wie vor viel in die Weiterentwicklung vorhandener Spiele. Beispielsweise arbeite man gerade an Version 4 des erfolgreichen Strategiespiels Travian. Eine Änderung des Firmennamens zu Zeiten, in denen Travian nur noch ein Spiel von vielen ist, lehnt man bei den Entwicklern dennoch entschieden ab. Man erinnert sich hier noch immer gerne daran, welchem Spiel man den phänomenalen Aufstieg überhaupt zu verdanken hat.