Der (ironische) Alltag einer Mafiafamilie
Woraus besteht eigentlich der Alltag einer erfolgreichen Mafiafamilie bei Mafia-Incorporated? Ein Fan hat sich die Mühe gemacht und diesen sehr anschaulich und hoffentlich auch ein wenig ironisch dargestellt.
Foaly (17) hat ein Problem. Er schafft es einfach nicht, den Computer zu verlassen. Jede freie Minute verbringt er vor dem PC. Der Grund dafür: Ein Onlinespiel namens „Mafia-Incorporated“.
„Das Spiel ist voll der Hammer, einfach genial. Wer da einmal angefangen hat, der kann nicht wieder aufhören“, beschreibt Foaly seine Misere. Seit er das Spiel in den letzten Sommerferien kennen gelernt hat, dreht sich bei ihm alles um den Mikrokosmos aus Handlangern, Raubzügen und Schlachtfeldern. „Das ist ein ganz simples Spielprinzip“, erklärt der 17- jährige. „Man fängt als kleiner, unbedeutender „Noob“ (des Spiels unkundiger Anfänger; Anm. d. Verf.) an und dann muss man sich eben hocharbeiten. Und zwar durchs „Raiden“ (Raubzüge auf Spieler, die offline sind, mit dem Ziel der Ressourcenbeschaffung; Anm. d. Verf.) und „Bashen“ (das gewaltsame Zerstören von feindlichen Militär- und/oder Zivileinheiten, sowie der manchmal existierenden Verteidigung, ebenfalls mit dem Ziel der Rohstoffgewinnung. So „gebashte“ Einheiten lassen nach ihrem Ableben die Hälfte ihrer zum Bau notwendigen Ressourcen auf das Schlachtfeld fallen, wo sie mit Hilfe eigener Arbeiter aufgesammelt werden können; Anm. d. Verf.). Das macht einfach einen irren Spaß, man muss immer aufpassen und seine Truppen und Ressis „saven“ (vor feindlichen Einheiten in Sicherheit bringen; Anm. d. Verf.). Das ist so genial... Vor allem hab´ ich da total coole Leute kennen gelernt. Wir wollen uns auch bald mal im RL (RealLife, entsprechend deutscher Übersetzung; Anm. d. Verf.) treffen“, schwärmt Foaly von seinem Lieblingsspiel. Was er nicht erwähnt, ist dass er dank seiner neuen coolen Freunde immer länger online bleibt und sein RL vernachlässigt. Denn in Onlinespielen wie Mafia ist nur derjenige erfolgreich, der Zeit investiert. Folglich wird jede freie Sekunde vor dem PC verbracht, aus der Angst heraus, man könne ja etwas verpassen. Diese Wirkung haben alle Browsergames, da die Spieler das Spieltempo nicht mehr selbst beeinflussen können. Dies hat zur Folge, dass das Spiel weiterläuft, egal ob der User am Computer sitzt oder nicht.
Das ist auch Grund für Foaly´s schwindelerregende Onlinezeiten. Er möchte nicht hinter den anderen Spielern zurückbleiben und isst deshalb sogar vor dem Bildschirm. „Seine schulischen Leistungen gehen seit den Sommerferien immer weiter zurück, und das kann nicht nur daran liegen, dass seine Aufnahmefähigkeit begrenzt ist, wie uns ein befreundeter Arzt versicherte“, zeigt sich Foaly´s Mutter besorgt. Sie spielt unter dem Namen „Hot Mama“ ebenfalls Mafia, allerdings eine entspanntere Variante. „Ich bau da immer nur Ressourcenproduktionsgebäude und Verteidigung, so habe ich Ruhe vor den ganzen Leuten, die sich nur durchs Raiden über Wasser halten. So kann ich mich auch tagsüber um andere Dinge kümmern. Nicht auszudenken was passieren würde, wenn ich nur wegen Mafia auch nur eine Folge „Vera am Mittag“ verpassen würde“, erklärt die arbeitslose Hartz4- Empfängerin. „Aber was Foaly“- sie benutzt den Nickname ihres Sohnes auch im normalen Leben- „da macht, ist krank. Seit einiger Zeit können sich die ganzen arbeitslosen Typen, die es nicht auf die Reihe kriegen, einen Job zu bekommen, dadurch profilieren, dass sie nur noch Militäreinheiten bauen. So will Foaly werden“, erzählt sie seufzend. Nach dem Grund ihrer Arbeitslosigkeit gefragt, erzählt sie, dass sie als Jugendliche keinen Bock auf Schule hatte, „Ich bin halt hochbegabt, da hab ich mich halt nur gelangweilt“, und deshalb nach der 8. Klasse abging. „Und sehn sie mal, wie weit ich’s gebracht hab, ich muss nichtmal arbeiten gehen“, nuschelt sie glücklich und sieht gebannt auf das tägliche Nachmittagsprogramm von SAT1.
Foaly hat sich unterdessen bei Mafia eingeloggt und seine Rohstoffe eingelagert. Nun will er schlafen gehen, er muss schließlich früh raus. „Ja, seitdem ich Mafia ernsthaft spiele, schlaf ich einfach nachmittags und dann bis 23 Uhr abends. Die ganzen B00ns kommen ja eh nur am Nachmittag on, da kann man die nachts und morgens schön „abfarmen“ (ihnen die Rohstoffe klauen; Anm. d. Verf.)“, berichtet er mit halb geschlossenen Augen. Das seine Zensuren schlechter werden, er immer blasser wird und seine Freunde nur noch in der Schule sieht, das ignoriert er. Das einzige was ihn noch interessiert, ist wie viele Panzerwagen er braucht, um einen Gangster zu bashen. Immerhin bleibt er so in den Grundrechenarten in Übung, das ist gut für die Zukunft, wenn er ausrechnen muss, wie viele neue Bierflaschen er vom Pfand der alten bekommt. Denn wenn es so weitergeht wie bisher, muss er ein Schuljahr wiederholen. Und mit einer Onlinezeit von fast elf Stunden am Tag wird sich da auch nichts ändern. Also wird ihm vermutlich das gleiche Schicksal wie seiner Mutter blühen. Ein arbeitsloser Alkoholiker mehr, den der Sozialstaat versorgen darf.
Inzwischen schläft Foaly tief und fest, im Schlaf murmelt er immer wieder Sätze wie „Komm bloß nicht on!“ und „Mouahahaha, du kleines Nubkind, diesmal krieg ich dich!!!!Einseinself!“ Da auch seine Mutter nicht mehr vom Reporter Notiz nimmt, macht der es sich derweil am PC bequem und loggt sich in seinen Mafia-Account ein. Schließlich hat er eine halbe Stunde zu kurz gesaved, wer konnte auch ahnen, dass sein Job so lange dauern würde? Mit geübten Fingern schreibt er das Passwort auf der abgegriffenen Tastatur und zuckt kurz darauf zusammen: 13 Angriffe laufen auf ihn! Doch er hat noch Glück, er kann seine Truppen quasi in letzter Sekunde zu einem inaktiven Spieler schicken und sie so retten. Kurz darauf verschwinden die roten Angriffsbalken, schließlich lässt ihn jeder der Topspieler von mehreren Syndikatsmitgliedern ausspionieren. Der Journalist macht es sich grade gemütlich, als die Wohnungstür aufgerissen wird und Foalys Vater hineinstürmt. Er schubst den Reporter vom Computer weg, loggt sich aus und geht mit seinem eigenen Benutzeraccount online. Sekunden später hört man ein lautes Brüllen, gefolgt von Wehklagen. Wutschnaubend stürmt der Vater, seiner Kleidung nach Aktienhändler oder Zuhälter, ins Fernsehzimmer, wo er die Mutter auf der Couch mit alten Zeitungen und Orangenschalen beschmeißt. „Du dämliche Kuh, ich hab doch gesagt das du für mich saven sollst! Meine Fresse, du bist echt so blöd wie du groß bist!!“, bricht es aus ihm heraus. „Aber grade kommt doch die Salesch, da kann ich nicht weggehen“, wehrt sich Foalys Mutter verzweifelt. Das Geschrei geht weiter, und so kommt es, dass Foaly erwacht. Mut hochrotem Kopf stürzt er ins Zimmer und beginnt, seine Eltern anzubrüllen. „Ruhe ihr Noobs! Ich hätt es fast geschafft, den Wichtel auf Platz Eins zu kriegen, und jetzt ist alles umsonst?“.
Der Reporter erkennt, dass der richtige Zeitpunkt zum Gehen gekommen ist. Leise verlässt er die Wohnung, mit einem eigenartig glücklichen Gesicht. Immerhin hat er sich die Zeit notiert, zu der Foalys Einheiten wieder zurückkehren.... Endlich würde es dem Wichtel gelingen, seinen Konkurrenten auszuschalten!
Author: Caipi (http://game2.mafia-inc.de/wbboard/profile.php?userid=138)