Die Angst vor Innovationen in MMORPGs
MMORPGs werden meist von einer eingeschworenen Gruppe von Core Gamern gespielt, welche auf ganz bestimmte Elemente wert legen und wehe, man weicht davon ab.
Entwickler von Computerspielen haben viele Ideen. Durch diese Ideen will man versuchen, Genre nach vorn zu bringen, Innovationen herbeizuführen. So wurden aus Runden-Strategiespielen Echtzeit-Strategiespiele und aus Single-Player-RPGs MMORPGs. Doch eine "Evolution" der MMORPGs herbeizuführen scheint eine Aufgabe zu sein, welche kaum schaffbar erscheint, denn viele Core Gamer sträuben sich vehement gegen Veränderungen und Neuerungen.
Als gutes Beispiel dient hier The Elder Scrolls Online. Das Spiel kommt ohne großartige UI-Elemente aus und es gibt beispielsweise auch keine schwebenden Namen über den Köpfen von NPCs oder Ausrufezeichen, die anzeigen, dass es hier eine Quest zu holen gibt. Dies wurde von den Entwicklern bewusst so gestaltet, da man so eine dichtere Atmosphäre und "Immersion" erzeugen wollte. Doch viele Core Gamer kreiden dem Spiel genau dies an. Ohne viele Fenster mit Informationen würde sich das MMO nicht effektiv spielen lassen und man würde Namen über den Köpfen und Ausrufezeichen benötigen, um schnell zu wissen, wer wer ist und wo man hin muss. Daher entwicklen diese Spieler nun schon Mods, durch welche die ihrer Meinung nach fehlenden Elemente und Mechaniken ins Spiel gebracht werden können. Es geht um Effektivität anstatt um Atmosphäre.
Ein anderes Beispiel stellt Richard Garriotts Shroud of the Avatar dar. Geplant war, dass es so gut wie keine UI-Elemente gibt, dass man keine schwebenden Namen sieht und es auch keine Lebenspunkte-Anzeige bei Monstern gibt, sondern man anhand von Wunden erkennt, wie schwer verletzt ein Feind ist. Der neue Pre-Alpha Relese R5 führt nun allerdings Lebenspunkte-Leisten und schwebende Trefferpunkte-Zahlen bei Gegnern ein. Außerdem kann man schon länger schwebende Namen hinzuschalten. Die eigentlich geplante Innovation im Genre, welche der Atmosphöre zugute kommen sollte, wurde damit über Bord geworfen. Selbst, wenn die Lebenspunkte- und Trefferpunkte-Anzeigen nur optional zuschaltbar sein sollten, so werden Spieler dazu genötigt, sie zu nutzen. Denn andere Spieler, die diese Anzeigen nutzen, haben einen Vorteil gegenüber denjenigen, die sie nicht einschalten wollen. Dies kann vor allem in Gruppenabenteuern und PvP-Kämpfen entscheidend werden.
Es fällt Entwicklern also sehr schwer, innovative Elemente in ein MMORPG einzubauen, ohne gleich einen Shitstorm auszulösen, nachdem sie das gesamte Genre kaputt machen würden. Aber vielleicht sollten die Spieler einmal umdenken und für Neues offen sein, denn immer wieder die gleichen Mechaniken in einem Spiel zu haben, wird auf Dauer langweilig und bringt die Spiele nicht voran.