Ein Überblick über den Markt für Social Games

In unserer Kolumne über Social Games gibt Gastautor Viktor Pulz vom Browsergames-Blog OGLabs.de eine Einführung in den Markt für Social Games, beleuchtet interessante Einzelfälle und zeigt auf, wo Social Games den klassischen Browsergames eindeutig voraus sind.

Social Games, ein Markt, den die größten Browsergame Entwickler und Publisher verschlafen haben. Ein Fehler, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Doch gehen wir als erstes noch etwas auf Zahlen und Fakten rund um Facebook ein. Facebook hat über 300 Millionen registrierte User und knappe 75 Millionen davon spielen FarmVille, das mit Abstand beliebteste und bekannteste Social Game auf Facebook, betrieben von Zynga, eine Firma, die eingefleischte Browsergame Fans bis vor wenigen Monaten nicht kannten. Eine Erfolgsgeschichte, die sich durchaus zeigen kann. Zynga hat eindeutig einen Markt für sich entdeckt und in einem Tempo aufgemischt, das sogar die Großen verblüfft waren. Nicht einmal die bekannten Branchenriesen Bigpoint und Gameforge, die sich doch so gerne mit Titeln wie „Das größte deutsche Gaming-Portal“ oder „Weltweit größte unabhängige Anbieter von browser- und clientbasierten Onlinespielen“ schmücken, konnten Zynga etwas anhaben. Denn im Social Gaming Bereich haben sie derzeit so gut wie nichts zu sagen. Deren bekanntesten Browsergames, wie SeaFight oder BiteFight floppten auf Facebook, obwohl sie eine Millionen-Community haben.


Wenn wir uns die Zahlen der größten Browsergame Firmen ansehen, merken wir, so uneinholbar sind sie doch gar nicht. Bigpoint und GameForge besitzen in all deren Games knappe 100 Millionen User. Ja, User, nicht unique User. Das ist ein enormer Unterschied. Wie mir Janine Griffel (Head of PR bei Bigpoint) bei einem Interview mitteilte: „Sobald du dich registrierst, wirst du gezählt. Natürlich kann es sein, dass man sich in mehreren Spielen registriert.“ Die tatsächlichen Zahlen bei Bigpoint sind somit um einiges kleiner. Zynga kann jedoch rund 75 Millionen FarmVille Spieler vorweisen, sicher nicht zu 100% Unique User, doch ein mit Sicherheit sehr großer Anteil. Ob diese 75 Millionen FarmVille Spieler tatsächlich auch aktive sind, sei dahingestellt. Nehmen wir 3 Top Zynga Games, wie FarmVille, MafiaWars und Zynga Poker her, sind es schon über 110 Millionen monatlich aktive User. Somit hat Zynga die Branchenriesen in einem Tempo überholt, dass es kaum jemand mitbekommen hat.



Ein immer bekannter werdendes deutsches Unternehmen namens Wooga (World of Gaming) hat den Trend der Social Games auf Facebook rechtzeitig erkannt und konnte mit deren ersten Spiel „Brain Buddies“ bereits über 5 Millionen Spieler begeistern. Ein zweites Spiel ist bereits in Planung und ich bin gespannt, wie es weiter geht.



Damit ich den Haufen von Zahlen nun auch perfekt abschließe, noch ein paar, wie ich finde, sehr interessante Fakten: Im April 2008 wurden 1,7 Milliarden Minuten in Sozialen Netzwerken verbracht, im April 2009 waren es bereits 13,9 Milliarden Minuten, ein Anstieg von rund 700%. Rund 17%, der im Internet verbrachten Zeit, entfällt auf Soziale Netzwerke. Ich denke, diese beiden Zahlen zeigen eindeutig in was für einem stark wachsenden Markt wir uns befinden.

Ich habe schon mit sehr vielen Persönlichkeiten aus dem Browsergame-Markt, wie z.B. mit Klaas Kersting (Geschäftsführer von der GameForge) und Heiko Hubertz (Geschäftsführer von Bigpoint), Interviews für OGLabs geführt. Sehr gerne frage ich meine Interviewpartner auch über Social Games aus. Die meisten von euch werden sich denken, ein Browsergame für Facebook zu entwickeln wird sicher sehr schwer sein, oder kostet vielleicht sogar Lizenzgebühren. Ich kann euch beruhigen, es ist absolut kostenlos und sogar sehr einfach. Hier möchte ich euch einen Auszug eines Interviews mit Klaas Kersting zeigen:


Ich fragte Klaas Kersting ob es schwierig ist Browsergames für Facebook kompatibel zu bekommen. Seine Antwort: „ Nein, es ist relativ trivial, das Spiel für Facebook umzusetzen, es ist im Wesentlichen eine Layout- und Usability-Frage. Aber selbst da müssen wir noch viel lernen.“



Genau da müssen wir auch ansetzen. Viele für Facebook kompatibel gemachte Browsergames scheiterten meiner Meinung nach deswegen, weil sie für einen MafiaWars oder FarmVille Spieler einfach unübersichtlich und unattraktiv waren.



Wenn wir uns die erfolgreichen Social Games wie FarmVille oder PetSociety anschauen, merken wir sehr schnell, sie haben alle eine tolle und oft auch „schnuckelige“ Grafik. Die meisten Spieler können darüber angelockt werden. Ein BiteFight sieht einfach nicht so interessant aus, wie ein FarmVille. Auch wenn dieser Vergleich alleine wegen dem Genre schon etwas hinkt, glaube ich versteht ihr was ich meine.



Auch Bigpoint und weitere bekannte Browsergame Firmen planen, wie sie mir verraten haben, den Einstieg im Social Gaming Bereich. Ob sie es diesmal besser schaffen bin ich gespannt, denke aber schon. In den kommenden Tagen erscheint auch ein Artikel über das neue Social Game von Bigpoint.



Doch auch als kleiner Browsergame Betreiber sollte man in Sozialen Netzwerken aktiver werden. Nutzt die Gruppenfunktionen und versucht so eure User noch mehr an euer Spiel zu binden. Zeigt ihnen, es gibt euch auch in Facebook, StudiVZ etc. Auf je mehr Seiten ihr vertreten seid, desto größer wirkt euer Spiel. Nutzt diese kostenlosen Möglichkeiten.



Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Überblick über den Social Gaming Markt geben. Stoff gäbe es noch reichlich! Wenn Interesse an weiteren Artikeln besteht würde ich mich sehr freuen, wenn ihr einen Kommentar hinterlässt.

Dieser Artikel wurde von Viktor Pulz verfasst und vom Browsergame Blog OGLabs.de bereitgestellt.