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Ein waffenstarrender Postbote - Quests in MMORPGs

Ein waffenstarrender Postbote - Quests in MMORPGs

Viele Quests in MMORPGs laufen sehr ähnlich ab. Geht es aber auch komplexer?

"Gehe in den Wald, erlege 13 Eichhörnchen und bring mir ihr Fell!" donnert der muskelbepackte Mann, der den ganzen Tag vor seinem Haus steht. Und so trottet der Held los, bekämpft die Eichhörnchen und bringt dem Mann seine 13 Felle. "Und nun brauche ich noch 17 Hörner der Bergziegen, die jenseits des Waldes leben!" - "Aber Moment", meint der Recke. "Der dunkle Gott will die Welt vernichten und ich soll Felle und Hörner sammeln?" - "Und bring gleich noch 25 Beeren mit!"

Jeder kennt die obligatorischen Quests in einem MMORPG, in dem der Held ausgeschickt wird, um Tiere zu erlegen und diverse Einzelteile von ihnen zu besorgen. Es gibt kaum ein MMO, in dem solche Missionen nicht vorkommen. Natürlich werden die Aufgaben mit der Zeit etwas komplexer und anspruchsvoller, doch von den Aufgaben in Single-Player-RPGs sind sie weit entfernt.

Man nehme als Beispiel das RPG The Witcher 2. Questketten können sich hier über Kapitel erstrecken und arten zum Teil in mehrere Untermissionen aus, von denen einige schwerwiegende Entscheidungen mit sich bringen, die sich auch auf die Spielwelt auswirken. Dies gilt auch für andere Spiele wie etwa die der The Elder Scrolls-Serie. So muss etwa ein Maler gefunden werden, der in sein Bild gezogen wurde und hier von seinen eigenen Kreationen bedroht wird. Oder in Fallout: New Vegas muss ein entführter Sohn wiedergefunden werden, der in einem Restaurant als Hauptspeise präsentiert werden soll. Will man einfach die Kannibalen töten oder sich einschleichen? Sperrt man den Koch in das Kühlhaus ein oder tötet man ihn und versteckt seine Leiche? Spricht man die Verantwortlichen direkt an oder kocht man ihnen ein Alternativmenü, um sie davon zu überzeugen, dass Nahrung auch ohne Menschenfleisch schmecken kann?

Derartige Quests sind in einem MMORPG eher selten. Dies liegt mit daran, dass oft der schnelle Erfolg gesucht wird. Das beginnt schon damit, dass Questtexte nur überflogen werden, um schnell zu sehen, was denn benötigt wird. Hat man die Mission abgeschlossen, wird die nächste begonnen. So wird versucht, auf möglichst schnelle Weise im Level aufzusteigen. Die Geschichte, die dahintersteckt, ist in einem MMO eher zweit- oder sogar drittrangig. Eine mehrstufige Questkette mit Entscheidungen und Konsequenzen, die sich über viele Stunden erstreckt, könnte einige Spieler abschrecken. So geschehen etwa im MMORPG Star Wars - The Old Republic, das auf eine Single-Player-ähnliche Spielerfahrung gesetzt hat.

Hinzu kommt, dass viele Spieler Kämpfe als Ziel einer Quest vorziehen. Es muss ein Endgegner vorhanden sein, den man nur erreicht, wenn man seine Handlanger zuvor erledigt. Missionen, in denen man vielleicht keinen einzigen Feind ausschalten muss und nur durch Gespräche oder Spionage ans Ziel kommt, steht ganz entgegen dem Spielprinzip in einem MMO, das sich meist darum dreht, dass Schadensausteiler, Heiler und Tanks zusammenarbeiten müssen. Alle diese Klassen sind aber auf eine Rolle im Kampf ausgelegt und die Spieler möchten diese Rolle auch entsprechend spielen, was bedeutet, dass die Quests auf Kämpfe hinauslaufen müssen.

Gerade beim kommenden MMORPG The Elder Scrolls Online wird es spannend sein zu sehen, wie Entwickler Zenimax die Quests umsetzen wird. Die The Elder Scrolls-Reihe ist für interessante und komplexe Missionen bekannt. Viele Fans der Serie werden dies auch im MMO erwarten, während MMORPG-Spieler eher die bekannte Missionsstruktur bevorzugen. Es darf also zumindest auf einen Mix aus Postboten- und komplexeren Quests gehofft werden.

Vielleicht ist dies ein Anfang, um interessantere Missionen in MMORPGs zu präsentieren, in denen man nicht mehr in einem Wald nach Eichhörnchenfellen jagen muss, während die Welt von einem finsteren Gott bedroht wird.

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