Eintauchen in die Spielwelt: Virtual Reality als Zukunft der Computerspiele

Virtual Reality könnte die Spielewelt revolutionieren und das, obwohl das Konzept bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht.

Die Oculus Rift-VR-Brille will das schaffen, was Virtual Reality-Verfechter seit Jahrzehnten versuchen: Die Spieler in ein Spiel eintauchen lassen, mittendrin zu sein. Virtual Reality ist ein Traum sowohl für die Industrie, die Spieleentwickler und die Spieler selbst. Eine gute VR-Brille würde das "Drumherum" ausschalten und das Spiel völlig ins Zentrum der Wahrnehmung stellen.

Die Geschichte der virtuellen Realität reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Schon damals wollte man Menschen in eine andere Wirklichkeit "saugen", indem man sie in einen Raum stellte, welcher aus einem 360-Grad-Mosaik an den Wänden bestand. So sollte der Eindruck eines Rundum-Bildes entstehen. Dies entwickelte sich über die Jahre weiter. 1962 entwickelte der Erfinder Morton Leonard Heilig das Sensorama-Gerät, welches stereoskopische 3D-Bilder erschaffen und so den Betrachter in das Geschehen ziehen konnte. 1968 wurde das erste Head-Mounted-Display erfunden, welches aber aufgrund der Last noch nicht als Brille getragen werden konnte. Der Nutzer wurde durch das Gerät in einen virtuellen Raum, bestehend aus Drahtgittern (Wireframes) versetzt, in dem er sich frei umsehen konnte. Das das Gerät von der Decke hin, wurde es Damoklesschwert getauft.

In den 1980ern entwickelte sich die Grafik und Technologie weiter, so dass man von einer VR-Brille mit VR-Handschuhen sprach. Über die Handschuhe sollte man in der virtuellen Welt interagieren können, da die Handbewegungen übertragen wurden. 1991 wurde diese Technologie von Antonio Medina so weit fortentwickelt, dass man einen Mars-Rover auf diese Art fernsteuern konnte.

Natürlich wurden auch viele Geräte entwickelt, die in Spielen zum Einsatz kommen sollte. Doch keine davon konnte wirklich überzeugen. Zu klobig und unhandlich waren die Geräte, vor allem im längeren Gebrauch. Die Displays waren nicht ausgereift genug und die Bewegungen wurden stark verzögert ins Spiel übertragen, sodass nicht das Gefühl aufkam, wirklich "in" der virtuellen Welt zu sein.

Die Technologie wurde dann auf andere Weise weiterentwickelt, etwa zur Sensorleiste und dem Controller der Nintendo-Spielkonsole Wii. Mittels der sogenannten Wii-Mote werden die Bewegungen des Spielers in das Spiel übertragen, sodass man beispielsweise einen Golfschläger wirklich schwingen muss.

Computerspiele-Entwickler John Carmack wollte sich damit nicht zufrieden geben und begann, ein eigenes VR-Headset zu entwickeln. Eines, das eine geringere Latenz besaß, sodass Bewegungen schneller ins Spiel übertragen werden konnten. Der Amerikaner Palmer Luckey, selbst ein großer Fan von Virtual Reality in Spielen, begann ebenfalls damit, an einem neuartigen VR-Headset zu arbeiten. Als John Carmack die Fortschritte von Luckey sah, stellte er seine Bemühungen ein und unterstützte den Kollegen.

Auf der Electronic Entertainment Expo 2012 demonstrierte Luckey gemeinsam mit Carmack eine Version des Ego-Shooters Doom 3 auf einer Oculus Rift getauften VR-Brille. Die Resonanz war überwältigend. Der Prototyp schaffte es, die Latenz so zu verringern, dass tatsächlich der Eindruck entstand, man wäre in einer virtuellen Welt. Im Anschluss an die Messe startete Luckey eine Kickstarter-Kampagne, über welche die Produktion der Oculus Rift-Brille finanziert werden sollte. Fast 2,5 Millionen Dollar wurden eingenommen. Inzwischen ist eine Developer-Version der Brille verfügbar, welche an Entwickler und diejenigen ausgeliefert wurde, welche sich mit mehr als $ 300 Dollar bei der Finanzierung beteiligt hatten. Diese Version hat allerdings noch mit der geringen Auflösung der Displays und damit erkennbaren Pixeln in Spielen zu kämpfen, was jedoch für die Consumer Version verbessert werden soll, die für 2014 geplant ist.

Oculus Rift könnte in der Tat den Spielemarkt revolutionieren. Das Gefühl mitten in einer anderen Welt zu sein, ohne durch äußere, optische Einflüsse abgelenkt zu werden, könnte Spiele auf eine neue Stufe heben. Kein Monitor, auf den man starrt, keine Umgebung der echten Welt, die man wahrnimmt. Lediglich die Spielumgebung ist alles, was man sehen kann.

Störend könnte sein, wie man sich im Spiel fortbewegt und steuert. Denn hierfür ist nach wie vor ein Controller oder eine Maus und Tastatur nötig. Mit Virtuix Omni befindet sich aber schon eines von mehreren Geräten in Entwicklung, welches zumindest die Bewegung realistisch übertragen soll. Man befindet sich auf einer Plattform, auf der man läuft sich sich bewegt. Diese Bewegungen werden dann in das Spiel übertragen, sodass in Kombination mit einer VR-Brille der Eindruck einsteht, man würde sich wirklich in einer anderen Welt fortbewegen.

Die VR-Technologie befindet sich trotz der langen Geschichte nach wie vor in einem Anfangsstadium. Doch es ist gut zu sehen, dass hier inzwischen große Fortschritte gemacht werden. Zumindest im Bereich der VR-Brillen könnte uns mit Oculus Rift - und sicher nachfolgenden Geräten anderer Hersteller - eine neue Art des Spielerlebnisses erwarten.