Geschenkt ist noch zu teuer - Vom Hass auf das Free to Play-Modell
Viele Spieler meiden Free to Play-Spiele, obwohl diese grundsätzlich kostenlos sind. Einfach, weil ihnen das Geschäftsmodell missfällt.
Auch, wenn die Bezeichnung "Free to Play" inzwischen nicht mehr diese extrem negative Konnotation besitzt, wie noch vor rund fünf Jahren, sind noch immer viele Gamer skeptisch, wenn ein Onlinespiel mit dem Free to Play-Modell angekündigt oder ein bestehendes Abo-Spiel umgestellt wird.
Während es zu Beginn der Free to Play-Ära tatsächlich so war, dass sich jeder Spieler im Ingame-Shop Items kaufe konnte, welche ihm unfaire Vorteile ermöglichten, haben die Entwickler und Publisher inzwischen erkannt, dass so etwas dem guten Ruf der Spiele nur schadet. Doch dieser Ruf haftet dem Genre noch heute an. Bei den Worten Free to Play schrillen sofort die Alarmglocken vieler Spieler und die zusätzlichen Wort Pay2Win fallen. Viele Spieler gehen sogar so weit, gar keine Free to Play-Games anzurühren, sogar öffentlich über sie zu lästern.
Coregamer sind es gewöhnt, einen bestimmten Betrag für ihr Spiel auszugeben und es dann uneingeschränkt nutzen zu können. Selbst, wenn noch eine Abogebühr anfällt, ist dies für viele noch in Ordnung, denn man bezahlt diesen einen Betrag im Monat und hat damit Zugriff auf alle Elemente des Spiels. Nicht so bei Free to Play. Zwar lässt sich das Spiel grundsätzlich kostenlos spielen, doch oftmals werden viele Features erst dann freigeschaltet, wenn man Geld dafür bezahlt, darunter etwa ein größeres Inventar, bestimmte Gegenstände oder mehr Charakterslots. Da Coregamer es aber gewöhnt sind, durch den Kaufpreis oder die Abogebühr Zugriff auf all dies zu haben, fühlen sie sich genötigt, Geld auszugeben, obwohl das Spiel ja eigentlich als "kostenlos" angepriesen wird.
Hinzu kommt, dass es in den Ingame-Shop von Free to Play-Spielen natürlich auch Items zu kaufen gibt, welche den Spielfortschritt beschleunigen. Diese Items sind dazu gedacht, den Spielern mit wenig Zeit, zu ermöglichen, zu anderen Spielern aufzuschließen, die mehr Zeit in das Spiel investieren können. Nun ist es einerseits natürlich so, dass diese Items von allen gekauft werden können, auch von den Spielern mit viel Zeit für ihr Hobby, die dadurch noch schneller vorankommen. Andererseits denken viele Coregamer, dass man sich alles im Spiel hart erarbeiten muss und solche Beschleunigungs-Gegenstände daher gar nicht in einem Spiel vorkommen sollten.
Dabei gilt aber natürlich immer zu bedenken, dass auch, wenn ein Spiel als "Free to Play" vermarktet wird, der Hintergedanke des Unternehmens ist, Geld damit zu verdienen. Natürlich sollte dies auf möglichst faire Weise passieren. Dennoch sollte man sich im Klaren sein, dass man Geld in einem Free to Play-Spiel ausgeben kann - vielleicht sogar muss, wenn man vorhat, zu den mächtigsten Spielern des Games zu werden. Dies kann dann auch schonmal mehr Geld sein, als man durch ein Abo ausgegeben hätte. Auf der anderen Seite kann es auch deutlich weniger Geld sein, als bei einem Abo anfallen würde, wenn man kein Coregamer ist und nur hin und wieder mal spielt. Dies ist nämlich ein weiterer entscheidender Vorteil eines Free to Play-Spiels: Dadurch, dass kein Druch durch ein Abo ensteht, so viel wie möglich spielen zu müssen, um den Wert des ausgegebenen Geldes einzufangen, kann man nach seinem eigenen Rhythmus spielen, wann und wie viel mal will. Gerade für Gelegenheitsspieler ist dies ein wichtger Punkt.
Dennoch besteht vor allem bei Coregamern immer ein fader Beigeschmack bei den Worten "Free to Play", die für sie fast so etwas wie eine Kriegserklärung an das Genre der Online-Spiele darstellen. Die Vorteile des Modells werden ausgeblendet und die Nachteile, die unbestreitbar vorhanden sind, rücken in den Vordergrund. Dennoch erfreut sich Free to Play großer Beliebtheit, vor allem bei Gelegenheitsspielern. Denn die Einstiegshürde ist durch das grundsätzlich kostenlose Spielen enorm niedrig, wodurch viele diese Art von Spielen zumindest mal ausprobieren, einige bleiben sogar länger dabei, wovon wieder einige Geld ausgeben.
Entwickler und Publisher müssen sich im Klaren darüber sein, dass, obwohl sich der Ruf von Free to Play inzwischen stark gebessert hat, viele Spieler noch immer skeptisch dem Geschäftsmodell gegenüber stehen. Daher ist Fairness im Ingame-Shop oberstes Gebot. Spieler auf der anderen Seite sollten Free to Play eine Chance geben, denn sehr viele Titel bieten ein gutes Preis-Leistung-Verhältnis und sollten nicht einfach von vornherein schlecht geredet werden. Denn nur gemeinsam kann man ein Geschäftsmodell erschaffen, dass sowohl für Spieler fair als auch für Unternehmen lukrativ ist.