Krieg der Rollenspieler: Warum MMORPG- und Single-Player-Fans im Streit liegen
Die Lager der Rollenspieler sind gespalten: Single-Player-Verfechter gegen MMORPG-Fans. MMORPGs-Spieler spalten sich in Themepark- und Sandbox-Verfechter.
Es herrscht Krieg unter den Rollenspielern. MMORPG-Fans streiten sich mit Single Player-Spielern und liegen dabei selbst noch in einem Kampf innerhalb des eigenen Genres. Denn Themepark- und Sandbox-Fans sind beide der Meinung, dass nur ihr bevorzugtes Genre das einzig wahre Rollenspiel sei.
Das Aufkommen von Computer-Rollenspielen in den 1980er-Jahren führte dazu, dass das Sozialverhalten, welches das (Pen & Paper)-Rollenspiel mit sich brachte, zu einem Teil abgeschafft wurde. Am Computer ein RPG zu spielen, war eine einsame Sache. Man hockte allein vor dem Rechner und erlebte ein Abenteuer, in dem man die Heldengruppe selbst verwaltete und für jeden selbst die Aktionen ausführte. Mitspieler waren nicht nötig.
Dennoch bereiteten diese Spiele großen Spaß. Man erlebte eine spannende Geschichte, konnte taktisch agieren und für jeden Charakter in der Truppe eine eigene Strategie entwickeln, ohne sich mit den Meinungen anderer Spieler herumschlagen zu müssen. Zudem führte diese Art des Spielens dazu, dass persönliche Geschichten erzählt werden konnten und der Spieler der alleinige Held war, der die Welt rettete. Seine Entscheidungen und Taten hatten Einfluss auf die Welt. Doch irgendwann war das Abenteuer vorbei und man wartete auf das nächste Spiel. Das ist auch heute noch so, denn Single Player-Rollenspiele finden nach wie vor großen Anklang bei Spielern.
In den 1990er-Jahren kamen die MMORPGs auf und boten eine völlig neue Art der Spielerfahrung. Man war nicht mehr alleine unterwegs, traf tausende anderer Spieler, konnte mit ihnen interagieren, gemeinsam die Welt erkunden und Abenteuer erleben. Es bildeten sich Freundschaften und Gilden-Gruppierungen. Doch die Abenteuer in MMORPGs lassen auch heutzutage einiges vom Charme der Single Player-Vertreter vermissen. Persönliche Geschichten sind bei der Masse an Spielern kaum möglich. Auch Konsequenzen der eigenen Taten sucht man vergeblich. Genauso ist es bei tausenden an Spielern nicht möglich, der alleinige Held zu sein, der die Welt rettet.
Daher herrscht ein Konflikt zwischen Single-Player-Verfechtern, welche nur das als wahres Rollenspiel ansehen, welches ihnen erlaubt, der Heroe zu sein, dessen Taten bleibenden Einfluss auf die Welt haben und MMORPG-Jüngern, die dies völlig anders sehen. Sie sind der Meinung, dass nur das Zusammenspiel in der Gruppe wahres Rollenspiel sei und eine Story mit Auswirkungen und Konsequenzen unnötig wäre.
Allerdings spaltet sich das Lager der MMORPG-Spieler selbst noch einmal auf. Während zu Beginn des Genres Sandbox-MMOs an der Tagesordnung standen, in denen es keine bis kaum Quests gab und es den Spielern selbst überlassen blieb, ihren Weg in der Welt zu gehen und zu tun und zu lassen, was sie wollten, kamen mit World of Warcraft 2004 die sogenannten Themepark-Spiele auf. Diese Spiele führen den Spieler im Prinzip mittels Quests und kleinen Storylines an der Hand durch die Welt. Wer etwa einen in der Ferne sichtbaren Turm einfach so erkunden will, schaut meistens in die Röhre, denn der Weg dorthin ist oft vorgegeben und so designt, dass man ein bestimmtes Level haben muss, um den Turm erreichen und erkunden zu können. Dies steht in krassem Gegensatz zum Sandbox-Ansatz, in dem man jede Freiheit genießt.
Diese Streitgkeiten sieht man meist dann, wenn ein neues Spiel angekündigt wird. Wird es Single-Player oder ein MMO? Themepark oder Sandbox? Jede Gruppierung möchte ihre Interessen im Spiel vertreten haben. Aktuelles Beispiel ist Richard Garriotts Shroud of the Avatar. Ein Rollenspiel, das man sowohl offline im Single Player spielen und so eine Story erleben kann oder das man online ähnlich wie in einem Sandbox-MMORPG spielt. In den Foren ruft eine Spieler-Fraktion, dass die Single Player-Elemente gestrichen oder zumindest nicht in den Fokus gerückt werden sollen, sodass die Entwickler mehr Wert auf die MMORPG-Features legen können. Die andere Spielerpartei verlangt das genaue Gegenteil: Mehr SP-Elemente, weniger Fokus auf MMO.
Auch beim kommenden MMORPG The Elder Scrolls Online ist dies ähnlich. Die Entwickler haben die Nachfrage nach Single Player-Elementen erkannt und bauen entsprechende Features in das Spiel ein. MMORPG-Puristen reagieren mit Skepsis und zum Teil Unverständnis. SP-Fans fragen sich, warum man nicht gleich einen offline Single Player-Modus integriert. Und doch sind alles Rollenspiel-Fans. Hier aber einen Konsens zu finden, wird nicht einfach.
Daher wird der Krieg zwischen den Rollenspiel-Fraktionen wohl noch weitergehen. Schließlich hat im Internet jeder Recht und seine Meinung ist die einzig wahre. Aber vielleicht sollten wir uns einfach nur darüber freuen, dass wir momenten mit so vielen Rollenspielen beglückt werden, egal ob Single Player oder MMORPG, Sandbox oder Themepark.