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Lokalisierung braucht Erfahrung: Spezialisten gründen Consulting-Firma

Lokalisierung braucht Erfahrung: Spezialisten gründen Consulting-Firma

Die Zeiten, in denen erfolgreiche Browsergames in Teilzeit von einem Studenten vermarktet wurden, sind schon lange vorbei. Bei der Lokalisierung in andere Sprach- und Kulturräume hingegen werde noch immer an heiklen Stellen gespart - so Julian Migura, CEO der frisch gegründeten Consulting-Firma Jayanda®. Im Interview verrät er uns mehr über die Grundlagen seines Metiers. Und darüber, was Jayanda® den Kunden letztlich bietet.

GalaxyNews: Hallo Julian! Wir kennen dich hier noch als Begründer der englischen Sprachversion von GalaxyNews. Zwischenzeitlich hast du die Marke madmoo.com gegründet und stellst nun deine neue Consulting-Firma Jayanda vor. Internationalisierung – eine Leidenschaft?

Julian Migura ist CEO und Mitgründer der Jayanda UG. Vor seiner Karriere im Browsergames-Sektor sammelte er erste Erfahrungen im britischen Marketing.

Julian Migura: Hallo Daniel! Erst einmal vielen Dank für die Einladung zum Interview. Du hast Recht, ich hatte schon die ein oder andere Berührung mit dem Thema Internationalisierung und habe daran immer sehr viel Spaß gehabt. Ich finde es sehr schade, dass viele Entwickler toller Spiele nicht in der Lage sind das volle Potential ihrer Games im Ausland abzurufen, obwohl sie oftmals eigentlich deutlich besser sind als vorhandene Produkte. Man spart bei der Lokalisierung, es fehlen lokale Medienkontakte und eine ausreichende Berücksichtigung der lokalen Wünsche. Oftmals kann man so mit relativ wenig Mehraufwand relativ große Effekte erzielen.


GalaxyNews: Welche Idee stand hinter der Gründung von Jayanda®?



Julian Migura: Jayanda® bietet uns die Möglichkeit, genau die oben angesprochenen Punkte umzusetzen und unsere vorab gewonnenen Erfahrungen in die Internationalisierung von fesselnden und hochqualitativen Browserspielen einfließen zu lassen. Während meiner Zeit bei XS Software sind mir immer wieder Stellen aufgefallen, in denen sowohl bei uns, als auch bei anderen Unternehmen die oben angesprochenen Punkte nicht hinreichend Beachtung fanden.



GalaxyNews: Was genau bietet ihr also euren Kunden?



Julian Migura: Wir haben ein tolles Netzwerk an Kontakten und viele großartige Kooperationspartner, mit denen wir gemeinsam ein weltweites Publishingumfeld ermöglichen können. Wir unterstützen die Entwickler bei der Lokalisierung der Produkte und bei der Anpassung an die lokalen, kulturellen Gegebenheiten. Außerdem helfen wir bei der Akquise von Medienpartnern vor Ort, für das häufig stark unterschätze Community Management, sowie die Einbindung von lokalen Payment-Methoden, um maximale Ausschüttungen zu erreichen. Zudem arbeiten wir auch viel im Bereich Product Placement, über welchen man zusätzliche Realitätsnähe und weiteres Einkommen für die Spiele generieren kann.



GalaxyNews: Siehst du die Zukunft der Lokalisierung im Outsourcing oder versucht ihr, als Consultant genau das Gegenteil zu erreichen?



Julian Migura: Ich denke, dass beide Seiten Vor- und Nachteile mit sich bringen. Was man immer beachten sollte, ist, dass man ein Spiel von einem Spielespezialisten übersetzen und anpassen lassen sollte. Dieser muss unbedingt die Sprache vor Ort kennen, Portugiesisch ist eben nicht eins zu eins Brasilianisch und man verliert am Ende Kunden, da ihnen letztendlich die Bindung zum Produkt fehlt, da sich die Leute weniger in die Charaktere und die Storyline hineinversetzen können.



GalaxyNews: Nach welchen Kriterien würdest du entscheiden, ob ein in Deutschland erfolgreiches Spiel das Potential für den internationalen Durchbruch hat?



Julian Migura: Grundsätzlich haben die meisten Spiele von hoher Qualität gute Chancen auch international zu funktionieren, es sei denn, sie sind sehr speziell. Was für einen erfolgreichen Roll-Out sehr wichtig ist, ist, dass man die Daten der Spieler in Deutschland sorgfältig studiert und dann in wenigen Märkten den Umgang mit dem internationalen Geschäft erlernt. Nach unserer Erfahrung ist der beste Weg, vis-a-vis zu Internationalisieren: Wir empfehlen nicht mehr als 2-4 Startmärkte zu nehmen, da interne Abläufe für einen internationalen Vertrieb häufig drastisch angepasst werden müssen.



GalaxyNews: Kannst du kurz umreißen, welche Voraussetzungen auf technischer Seite geschaffen sein müssen, um eine möglichst unkomplizierte Lokalisierung auf andere Sprachversionen zu ermöglichen?



Julian Migura: Die wichtigsten Punkte sind schnell erklärt und eigentlich auch von Entwicklerseite recht gut umzusetzen, wenn man sie von Beginn an im Hinterkopf hat. Die Sprache muss vom Sourcecode und den Grafiken getrennt sein, damit eine Übersetzung sinnvoll durchgeführt werden kann. Außerdem sollte man immer bedenken, dass andere Sprachen andere Syntaxen und Sprachlängen haben, somit sollten lieber mehrere und frei verschiebbare Variablen genutzt werden, damit z. B. Adjektive unterschiedlich platziert werden können. Auch sollten Entwickler die einzelnen Strings kategorisieren, denn teilweise können Wörter verschiedene Übersetzungen haben, die bei Unklarheiten falsch gewählt werden können.



GalaxyNews: Neben der reinen Übersetzung ist auch immer wieder die Rede von kultureller Adaption. Was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff?



Julian Migura: Lokalisierung bedeutet Übersetzung und kulturelle Adaption. Eine kulturelle Anpassung gehört immer dazu, wenn man ein Spiel in einem anderen Land vertreiben will, denn alle Länder haben verschiedene moralische und kulturelle Hintergründe. In Frankreich z. B. werden Spieler grundsätzlich gesiezt, während im deutschsprachigen Raum eher geduzt wird. Gerade Wortwitze oder Redewendungen können oftmals nicht in andere Sprachen portiert werden, da sie einfach nicht existieren. In den arabischen Ländern gilt weiß als Farbe der Trauer, also sollte man es nicht verwenden, sondern durch andere Farben ersetzen, auch Hautfarben oder politisch-religiöse Motive sollten unbedingt angepasst werden. Auch lokale Bezahlmethoden gehören für mich in weiterem Sinne zur Lokalisierung eines Spiels, denn diese sind ebenfalls ein Teil der Kultur. Es lässt sich also sagen, dass durchaus deutlich mehr Punkte beachtet werden müssen, als man auf den ersten Blick vermuten würde.



GalaxyNews: Die Leipziger GCO ist gerade zu Ende. Wo wird man in nächster Zeit Gelegenheit haben, ganz ungezwungen mit euch in Kontakt zu treten?



Julian Migura: Eigentlich sind wir auf fast allen wichtigen Branchenevents vertreten. In Kürze finden ja schon die GDC Europe und die gamescom in Köln statt, dort freuen wir uns natürlich immer auf ein Zusammentreffen mit Entwicklern oder Publishern, zudem werden wir auch beim Games Köpfe Abend vor Ort sein, falls man uns lieber etwas entspannter bei einem Bierchen begegnen möchte. Ansonsten werden wir auch an der DMEXCO in Köln, dem BGF 2010 in Frankfurt und der Games Connection Europe in Lyon teilnehmen.



GalaxyNews: Und Allgemein: Wie geht es nun mit Jayanda® weiter? Welche konkreten Projekte sind bereits in der Pipeline?



Julian Migura: Wir arbeiten aktuell an einer Flut von tollen Projekten. Im Bereich des Product Placements ziehen wir mit einigen Partnern eine neue Plattform auf, die eine einfachere Vernetzung von Media und Advertiser ermöglicht. Im Bereich der Spiele haben wir mittlerweile langfristige Kooperationen mit 9 Entwicklungsstudios schließen können. Dort kommt in Zukunft also massiv Arbeit auf uns zu, und auch in den Ausbau unseres Netzwerks an Publishern und Mediapartnern fließt weiterhin Zeit. Hier können wir uns aktuell auf über 100 Partnerunternehmen verlassen, von denen wir höchste Qualität und tolles Engagement gewöhnt sind. Neben diesen Projekten unterstützen wir zudem tolle weitere Vorhaben, wie zum Beispiel den Sampler Sound of Games. Außerdem haben wir gerade einen exklusiven Zugang in den chinesischen Handymarkt gewonnen und helfen nun bei der Portierung und dem Vertrieb von Mobile Games auf bis zu 700 Millionen Endgeräten!



GalaxyNews: Danke, dass du dir zwischen all der Arbeit die Zeit für das Interview nehmen konntest!

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