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Schön hässlich: Die Rolle der Grafik in MMORPGs

Schön hässlich: Die Rolle der Grafik in MMORPGs

Die Grafik in Spielen wird immer besser, was aber auch Nachteile haben kann - vor allem bei MMORPGs.

Im Bereich der Computerspiele gibt es seit jeher den Trend, dass man die grafischen Möglichkeiten immer weiter ausreizen und an die Grenzen führen will. Dies trifft für einige Genres mehr zu, für andere weniger. Dennoch gilt: Die Grafik in Spielen wird immer besser.

Tim Sweeney, Gründer von Epic Games meinte sogar auf der Develop Conference in Brighton, dass Spiele in zehn Jahren optisch nicht mehr von der Wirklichkeit zu unterscheiden sein werden.

Das Genre der MMORPGs stellt hier zwar keine Ausnahme, aber doch eine kleine Besonderheit dar. Dadurch, dass online gespielt wird und viele Daten übertragen werden müssen, ist es oft schwierig, eine State-of-the-Art-Optik zu bieten. Ein weiterer, wichtiger Grund ist, dass man mit dem Spiel möglichst viele Spieler erreichen will, sodass - vor allem im Free to Play-Bereich - auch viele Spieler Geld ausgeben. Daher dürfen die Systemanforderungen nicht zu hoch sein, sodass man das Spiel auch auf älteren PCs mit einigermaßen ansprechender Grafik spielen kann. Aus diesen Gründen ist es nicht so einfach, eine echte High-End-Optik in einem MMO zu bieten.

Dennoch wird die Grafik auch in diesem Bereich immer besser. Das kommende MMORPG Archlord etwa nutzt die CryEngine 3, welche auch im Ego-Shooter Crysis 3 zum Einsatz kommt. Entsprechend detailliert sind die Landschaften und Modelle. Auch das MMO Bless von Neowiz setzt auf eine beeindruckende Optik. Wie EverQuest Next aussehen wird, werden wir Anfang August erfahren, wenn das MMORPG auf dem SOE Live-Event angekündigt wird. Doch Sony setzt schon immer auf gute Grafik, wie man schon bei EverQuest 2 und PlanetSide 2 gesehen hat. Daher ist davon auszugehen, dass auch EverQuest Next optisch einiges zu bieten hat.

Gute Grafik ist natürlich wichtig, um Spieler in das Spiel zu ziehen, um die Illusion einer anderen Welt so perfekt wie möglich zu erschaffen. Doch bei einem MMORPG stehen andere Dinge an erster Stelle. Das Spielsystem an sich muss stimmen, die Balance, die Quests etc. All dies ist in einem Online-Rollenspiel deutlich wichtiger als die Grafik. Setzen Entwickler nun aber verstärkt auf eine gute Optik, fließt sehr viel vom Budget und der Entwicklungszeit in diesen Bereich. Je aufwändiger die Grafik ist, desto mehr Zeit benötigt man, um entsprechend detaillierte Kreaturenmodelle und Effekte oder Texturen zu erstellen. Zeit und Geld, die an anderer Stelle fehlen könnten.

Daraus ergeben sich neue Probleme: Die Entwicklungszeiten von MMOs sind sowieso sehr hoch, verzögert sich der Release des Spiels aber noch mehr, könnten Fans das Interesse verlieren und vielleicht zur Konkurrenz wechseln. Oder das Spiel wird unfertig veröffentlicht, was längere Betaphasen oder eine Patch-Orgie nach Release mit sich bringt. Beides keine guten Aussichten sowohl für die Entwickler als auch für die Spieler.

Sollte man daher auf eine gute Grafik verzichten? Vielleicht ist es im Bereich der MMORPGs wichtiger, einen eher stilisierten grafischen Ansatz zu verfolgen, als ultrarealistische High-End-Grafiken einbauen zu wollen. Auf diese Weise würde das Spiel optisch einen eigenen Stil erhalten, ohne schlecht aussehen zu müssen. Ein Beispiel hierfür ist World of Warcraft. Die Grafik an sich mag für heutige Vorstellungen altbacken sein und selbst bei Release 2004/2005 gehörte sie nicht zum optisch besten, was damals möglich war. Aber sie bietet einen einzigartigen Stil, der selbst heute noch wirkt.

Richard Garriott verfolgt mit seinem kommenden Online-Rollenspiel Shroud of the Avatar einen ähnlichen Ansatz. Zwar soll das Spiel keinen Cartoon-Stil bekommen, aber einen eigenen, stilisierten Look anstatt einer High-End-Grafik. Vielleicht stellt dies einen neuen Trend, zumindest bei Onlinespielen dar. Ein Trend, der es den Entwicklern erlaubt, sich wieder mehr auf das eigentliche Spiel anstatt auf die Grafik zu konzentrieren.

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