Sex in (MMO)RPGs - Verwerflich, realistisch oder peinlich?
Geschlechtsverkehr ist in Spielen ein Tabu, wohingegen es normal ist, mit Äxten aufeinander einzudreschen und Spieler abzufackeln. Doch in dieser Diskussion sind die Fronten verhärtet und viele Spieler wollen mit Sex in einem MMORPG nichts zu tun haben.
Computerspiele werden im realitätsnäher. MMORPGs setzen sich selbst den Anspruch, eine möglichst realitätsnahe virtuelle Welt zu erschaffen. Es ist möglich, sehr viel in den Spielen zu tun, doch bei Sex wird oft die Grenze gezogen.
Ein Spieler und eine Spielerin lernen sich in einem MMORPG kennen und lieben, sie heiraten, doch es gibt keine Möglichkeit, sich diese Liebe auf körperliche Weise zu zeigen. Sex ist in den meisten Spielen ein Tabu, wohingegen es in Ordnung ist, andere mit Kettensägen zu töten oder mit einem Feuerball-Zauber in Brand zu stecken.
Spiele wie Mass Effect oder Dragon Age versuchen, Sex auf eine natürlich Weise ins Spiel zu integrieren, welche nicht pornografisch wirkt. Man sieht, wie sich zwei Liebene küssen und umarmen und der Bildschirm wird Schwarz. Doch selbst so etwas wird kritisch betrachtet. Einige Spieler meinen, so etwas hätte in einem Computerspiel keinen Platz, es wäre moralisch verwerflich und Kinder, die so etwas sehen, könnten einen Schaden davontragen. Außerdem würden solche Szenen immer peinlich aussehen.
Vor allem in einem MMORPG möchten viele Spieler keinen Sex sehen. Die Befürchtung kommt auf, dass immer und überall der Akt vollzogen wird, was anderen einerseits auf die Nerven gehen könnte, andererseits sie sich davon gestört und provoziert fühlen. Zudem würden pubertierende Spieler angelockt, welche nur den Sex im Spiel sehen wollen. Wenn jemand Sex mit einem anderen Spieler haben will, so soll er dies über den privaten Chat in einem "Rollenspiel" tun. Eine offizielle Spielfunktion möchte man dafür nicht haben.
Anstelle des Sex wird etwa im MMORPG Shroud of the Avatar ernsthaft von den Spielern verlangt, eine Spielmechanik einzuführen, die Kannibalismus ermöglicht. Es werden sogar schon Rezepte ausgetauscht und Möglichkeiten, wie man andere Spieler am sinnvollsten und effektivsten "zerlegt". Paradox: Man möchte Kinder vor den schädlichen Einwirkungen von gezeigtem Sex bewahren, fordert aber auf der anderen Seite Kannibalismus im Spiel. Daher fordern viele Spieler von Shroud of the Avatar-Erfinder Richard Garriott, keine Sex-Szenen in das Spiel zu integrieren - doch Garriott hat bereits früher bewiesen, dass er dies anders sieht. In Ultima 6 etwa konnte man homosexuellen Geschlechtsverkehr gegen Geld haben, in Ultima 7 wurde der Held sogar zum Sex gezwungen und in Ultima 9 war der Held beim Geschlechtsverkehr gefesselt.
Die Denkweise "Sex ist das Böse" ist in vielen Kulturen verankert. Konflikte dagegen werden offen zelebriert. "Die Welt ist eben so, lebt damit", wird oft als Argument angebracht. Doch ist diese Denkweise in Ordnung? Vielleicht sollte ein Spiel, darunter ein MMORPG aus diesem System ausbrechen und zeigen, dass es auch anders geht und man Sex als etwas Schönes und Äthestetisches darstellen kann und das Spiel davon profitiert.