Spiele, die die Welt nicht braucht ...
... oder über die Gedankenlosigkeit von Spielemachern. Sogenannte ?Erotik-Spiele? erfreuen sich gerade bei den Mini-Games wachsender Beliebtheit. Sucht man nach Flashgames, sind sie in einer großen Stückzahl vertreten und immer unter den Top Downloads zu finden. Oft sind es nur einfache und harmlose Strip Poker Spiele, aber auch härtere Ausgaben sind zu finden.
Auch der PC Spielemarkt hat sich mit der Larry Leisure Reihe und anderen Games mehr oder weniger erfolgreich probiert. Jüngere Titel sind z.B. „Erotic Empire“ und „Rotlicht Tycoon“. „Rotlicht Tycoon“ hebt sich dabei aus diesen Spielen etwas ab. Nicht weil es eine besonders gute Grafik hat oder eine besondere Spieltiefe, nicht mal Langzeitspielspaß bietet das Spiel. Es habt sich dadurch ab, dass Frauen als Ware gehandelt werden und Prostitution in der Sache verharmlost.
Durch einen Forumsbeitrag auf Galaxy-News vom 21.08.05, wurde ich darauf aufmerksam, dass diese Art Spiel nun auch im BG-Markt Einzug hält. In einer Zeit mit 101 Weltraum Spielen erscheint es naheliegend, ein vollkommen neues Thema nämlich ein „Erotik-Spiel“ aufzugreifen. Prinzipiell eine gute Idee – wäre das Spielkonzept besser gewählt worden.
Auszug aus dem Galaxy-News Forum vom 21.08.2005
[...] Pimp-O-Mania ist ein Tick-basierendes, rundenorientiertes Online-Browsergame das im Rotlicht-Milieu spielt. Sei dein eigener Chef und besitze Bordelle und Nutten, die für dich arbeiten und Geld verdienen. Versuche deine Konkurrenz mit miesen Tricks oder anderen Mitteln abzuhängen - Be a real Pimp!! [...]
und aus der Spielebeschreibung:
Abends, wenn es dunkel wird, liegt bzw. steht das Geld an der Strasse. Oder es liegt auf breiten, gut gefederten Spielwiesen (auch Betten genannt). Man muss nur zugreifen. Besser noch man sollte selber solche Damen "führen", wenn man einen dicken Geldbeutel mit relativ wenig Arbeit haben möchte. Und genau darum gehts bei Pimp-O-Mania.
Sei dein eigener Chef und besitze Bordelle und Nutten, die für dich arbeiten und Geld verdienen...
Ich bin sicher kein Moralapostel und will auch nicht päpstlicher als der Papst erscheinen - aber dieser Spielsinn erscheint mir doch etwas bedenklich.
Natürlich könnte man so auch jedes Kriegsspiel oder noch weiter Gedacht - jeden Ego Shooter in Frage stellen (was ja auch gemacht wird) - aber für mich sind diese Art Spiele doch irgendwie eine Art Fiktion. Gekämpft wird hier gegen Außerirdische oder eine andere Nation – aber sicher nie gezielt gegen eine bestimmte Gruppe von Menschen. Vor allem aber berühren diese Spiele nicht die Würde einzelner Menschen oder Personengruppen.
Diese Art Spiel berührt die Würde der sogenannten Damen sehr wohl. Schlimmer noch, sie stellen diese als Produkt dar. Selbst solche Damen zu „führen“, wie der Spielbeschreibung zu entnehmen ist, verharmlosen das bizarre Geschäft von Zuhältern deren "Damen" oft keinen anderen menschlichen Ausweg haben und sicher oft auch zu dieser Arbeit gezwungen werden. Die persönliche Meinung zu diesem Gewerbe mag vielseitig sein. So könnte man auch die Meinung vertreten, dass sich Prostituierte Ihrer Würde schon selbst beraubt haben – aber so einfach ist es nicht.
Die Abgrenzung zwischen wirtschaftlichen Gründen und freiwilliger Berufswahl bei Prostituierten ist oft schwierig; viele Frauen gerade in wirtschaftlich schwachen Ländern werden Prostituierte, weil ihnen kein attraktiver oder auch nur akzeptabler Beruf offen steht.
Bei der erzwungenen Prostitution werden vor allem Frauen aus wirtschaftlich schwachen Staaten von Menschenhändlern unter Vorspiegelung legaler Arbeitsmöglichkeiten in reichere Länder gelockt, wo sie durch Abnahme der Reisepapiere in persönliche und finanzielle Abhängigkeit gebracht und dann zur Prostitution gezwungen werden. Manche der Frauen wissen zwar von vornherein, dass sie als Prostituierte arbeiten sollen, wissen aber nicht über die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen Bescheid. Andere werden mit falschen Hilfsarbeiter-Jobs geködert oder sogar schlicht gewaltsam entführt. Ein Grund für Prostitution kann auch eine Zwangslage sein, wie die Geldbeschaffung für Drogen. Die Sucht zwingt zu einer erheblichen Geldbeschaffungsnotwendigkeit, die in der Prostitution gesucht wird.
Gerade in der Zeit der supercoolen "Gangsta-Rapper" und der supercoolen Jugend, die mit hochgestellten Kragen und breiten Armen lässig mit 2 kilo Modeschmuck um den Hals durch die Fußgängerzone schlurfen, halte ich diese Art von Spiel mehr als bedenklich.
Für mich ganz klar ein Spiel, dass unter Richtlinien der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle erst ab 16 zugelassen werden dürfte (siehe Rotlicht-Tycoon USK16). Leider greifen diese Richtlinien für Browser Spieler noch nicht. Rotlicht-Tycoon wurde im übrigen von der 4-Players Redaktion als Kandidat für das mieseste Spiel des Jahres bezeichnet. Ich würde es von Galaxy-News begrüßen hier die soziale und moralische Verantwortung zu erkennen und die Bewerbung dieser Art Spiele nicht zuzulassen.
Die Würde eines Menschen ist unantastbar – und das sollte Sie auch im Browserspiele-Bereich bleiben.
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Tom Silver ist Fachmann im Direktmarketing und für vertriebsunterstützende Maßnahmen von Händlern verantwortlich. Nebenbei ist er bei den Spielen "Knightsdivine" und "Omnium-Projekt" als Supporter tätig und kümmert sich dort um PR und Marketing.