Angespielt: Quake Live bringt den Shooter in den Browser
Vergleicht man den Browsergamemarkt mit dem der traditionellen Computerspiele, so fallen einige relevante Unterschiede ins Auge. Einer davon ist, bedingt durch den geringen Aufwand zur Produktion einen Spiels, die Schnelllebigkeit und Sättigung des Marktes, in welchem neue Titel in einer solchen Frequenz veröffentlicht werden, dass sie sich schwer tun, überhaupt genügend Aufmerksamkeit zu erlangen.
Ein Spiel, welches von diesem Problem garantiert nicht betroffen ist, ist Quake Live, über welches seit dem Start der öffentlichen Betaphase vielerorts kontrovers diskutiert wird. Der Grund dafür liegt weniger im Spiel selbst als darin, dass mit diesem Release eine Größe aus der Spieleindustrie Ansprüche am Browsergamemarkt anmeldet - namentlich id Software, Entwickler von erfolgreichen wie größtenteils indizierten Shooter-Klassikern.
Doch nicht nur der prominente Entwickler sondern auch das Novum eines actionreichen Egoshooters im Browser lässt die Browsergamegemeinde dieser Tage aufhorchen. Schnell wurde Quake Live zur zukunftsweisenden Neuentwicklung deklariert, an welcher sich von nun an die alteingesessenen Entwickler messen müssten.
Schaut man sich das Spiel dann jedoch einmal selbst an, wird schnell klar, dass derartige Aussagen übertrieben sind. Denn um Quake Live spielen zu können, muss man sich zunächst ein Plugin für den Browser herunterladen und installieren. Während man dann im Spiel das Training durchläuft, lädt dieses Plugin im Hintergrund und ohne weitere Nachfrage alle weiteren benötigten Dateien herunter - am Ende umfasst der Ordner rund 200 MB.
Doch was hat dies noch mit den klassischen Browsergames zu tun? Nicht umsonst werben diese seit jeher damit, mit einem simplen Webbrowser überall spielbar zu sein. Durch die notwendige Installation verliert Quake Live jedoch diese Mobilität und Flexibilität, welche ein Browserspiel auszeichnen. Dadurch wird das Spiel im Grunde zu einem ganz normalen Client-Game, welches lediglich im Browserfenster aufgerufen wird.
Bleibt also die Frage, warum id Software den Weg gewählt hat, Quake Live als Browsergame zu vermarkten, anstatt einfach einen 200 MB-Client zum Download bereit zu stellen. Die Hauptgründe dürften hier im Marketing liegen, welches die Diskussionen der letzten Wochen mit Kalkül provozieren wollte. Immerhin ist die Browsergameszene, in welcher Quake Live derzeit ein wichtiges Gesprächsthema ist, ein Sammelpunkt der potentiellen Zielgruppe des Spiels, welches vermutlich auch aus diesem Grund kostenlos und mit Werbebannern finanziert sein wird.
Das eigentliche Spiel gerät bei diesen Diskussionen jedoch schnell in den Hintergrund - was schade ist, denn Quake Live bietet durchaus eine gute Portion Spielspaß. Große Innovationen sucht man allerdings vergebens, denn das Spiel entspricht inklusive der Engine, Grafik, Karten und Waffen bis auf einige kleinere Verbesserungen dem Klassiker Quake III, welcher bereits seit 1999 sehr erfolgreich ist. Die Umsetzung ist jedoch sehr gut gelungen, das Spiel läuft zumeist sehr flüssig und versprüht schnell den Charme des beliebten Egoshooters. Wer Quake III bereits gespielt hat, fühlt sich hier schon nach wenigen Minuten wie zuhause.
Damit der Einstieg aber dennoch auch anfängerfreundlich ist, beginnt jeder neue Spieler nach der Installation zunächst einmal mit einem kleinen Training. Durch einen kurzen Parkour sowie einen nachfolgenden Kampf mit einem Gegner namens Crash, welcher als lebendes Tutorial dient, kann man sich mit der Steuerung des Spiels vertraut machen. Gleichzeitig kommt hier aber auch einer der größten Vorteile von Quake Live gegenüber Quake III zum Tragen: Während des Training bestimmt das Spiel im Hintergrund den Erfahrungslevel des Spielers. Im Spiel werden dann solche Spielrunden besonders empfohlen, in welchen ähnlich starke Spieler zu finden sind. So wird unnötiger Frust vermieden und auch Gelegenheitsspieler kommen voll auf ihre Kosten.
Im Spiel selbst hat man dann die Wahl zwischen fünf klassischen Spielmodi, welche auch aus anderen Egoshootern bekannt sind: Duell, Free for All, Team Deathmatch, Capture the Flag und Clan Arena. Je nach Modus kämpft man anschließend mit oder gegen unterschiedlich viele Spieler. Um siegreich aus dem Kampf hervor zu gehen, stehen einem zahlreiche Waffen und Upgrades zur Verfügung, welche in bestimmten Zeitabschnitten an verschiedenen Punkten der Karte erscheinen.
Quake Live ist ein Egoshooter, bei welchem es vor allem auch auf Geschwindigkeit ankommt. Neulinge auf diesem Gebiet werden sich vermutlich zunächst einmal an die Spielweise gewöhnen müssen, doch dank des intelligenten Systems, welches passende Spielrunden vorschlägt, tritt man zumeist gegen ähnlich starke Gegner an und kann somit nach und nach den Einstieg finden. Der Trainingsmodus sowie eine ausführliche (leider nur englische) Anleitung helfen zusätzlich, die Grundlagen zu erlernen.
Der große Vorteil von Quake Live gegenüber dem alten Quake III ist die Anbindung an eine aktive Community. Im Forum kann man mit anderen Benutzern diskutieren, die Ranglisten und Orden zeigen, wie gut man im Vergleich zu anderen Spielern ist und mit der Friends-Funktion kann man problemlos mit seinen Freunden spielen und chatten. Während Quake Live also kein wirkliches Browsergame ist, profitiert es durchaus von deren Communityfaktor.
Fazit
Altes Spiel in neuer Hülle oder Revolution im Browser? Am Ende befindet sich die Wahrheit wie so oft zwischen den beiden Extremen. Für den einfachen Spieler ist es aber ohnehin nur wichtig zu wissen, dass Quake Live ein sehr unterhaltsames Spiel ist, welches nicht nur Fans der Quake-Reihen begeistern dürfte. |
Impressionen
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