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Beim Geld hört die (Browsergames-) Freundschaft auf.

Beim Geld hört die (Browsergames-) Freundschaft auf.

Nirgendwo sonst in Europa werden so viele Browser Spiele entwickelt und gespielt wie in Deutschland. Nirgendwo sonst ist die Bereitschaft dafür etwas zu zahlen so gering.

In Sachen Browserspiele-Entwicklung gehören die Deutschen sicher zur Weltspitze. Kaum ein anderes Land bringt diese Vielfalt an Spielideen, Schauplätzen und Themen. Außerhalb deutscher Lande werden in erster Linie Online Spiele bevorzugt. Also Spiele, die neben dem Browser einen zusätzlichen Client benötigen. In der Regel sind das dann Role Play Games, in der sich der Spieler in seiner Spielewelt, mit seiner Charakterfigur beweisen muss.


Russland bietet solche Browser Spiele, an denen sich mehrere 100.000 Spieler beteiligen. Um hier einen erfolgreichen Markteinstieg zu schaffen sind zwischen 250.000 – 500.000$ notwendig. In den USA herrschen ähnliche Verhältnisse. Wir fragen uns ob sich das rechnet – und wie werden solche Summen finanziert?



Zahlsysteme sind für Spieler in diesen Ländern vollkommen normal. Ingame Artikel, wie z.B. eine neue Axt, eine bessere Rüstung oder ein Trank werden mit echten Dollars bezahlt. Die Artikel sind günstig. Für 1$ kann man seine neue Axt erwerben. Kaufen jeden Monat nur 50.000 Spieler 1-2 Artikel wird schnell klar wo der Gewinn für diese Firmen liegt. Durchaus fragwürdige Methoden, mit denen das Spielgeschehen von realen Dollars bestimmt und aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Methoden, die in Deutschland vermutlich (und zum Glück) keinen Fuß fassen werden.



Diese Zahlungsbereitschaft erscheint in Deutschland sowieso vollkommen anders. So sehr der Spieler hierzulande auch von einem reichhaltigen Angebot verwöhnt wird, so wenig ist er bereit dafür zu zahlen. Scheinbar hört beim Geld die (Browser-Spiele)-Freundschaft auf. Obwohl sich mehr als 30% der Spieler dazu bereit erklären für ein gutes Spiel zu zahlen, so kann man doch gerade mal 5% verzeichnen, die tatsächlich diesen Beitrag leisten. Woran mag das liegen? Heißt das etwa im Umkehrschluss, dass die restlichen 25% ein Spiel spielen, dass in Ihren Augen nicht gut genug ist um dafür zu zahlen?? Kaum vorstellbar.



Bestimmt sind ein Teil dieses Problems Hausgemacht. Zum einen liegt es an der Marktreife verschiedener Spiele. Eine Beta8 und Beta9 sind keine echte Seltenheit. Warum soll eine Spieler also für etwas bezahlen, dass selbst vom Entwickler nicht mal als fertiges Produkt eingestuft wird. Zum anderen handelt es sich um „Hobby-Projekte“ von denen der Entwickler gar keine Gewinne erwartet, sondern lediglich Kosten decken möchte und die Anerkennung für seine erbrachte Leistung Bezahlung genug ist. Hausgemacht sind sicher auch die Probleme der Zahlungsmöglichkeiten. Welcher 12-17 jährige verfügt über ein Konto, von dem er bereit ist umständlich eine Überweisung zu tätigen. Nicht alle Spieler sind zahlungsunwillig – aber hinzu kommt Bequemlichkeit und so müssen Spielern bequeme Zahlungsmöglichkeiten für jede Altersstufe eröffnet werden.



Immer mehr Spiele greifen nun auf die Alternative des Premium Accounts zurück. Premium Accounts bieten meist Komfort Vorteile wie bessere Bedienbarkeit oder einfach nur Werbefreiheit. Wer darauf zurückgreifen will bezahlt seinen Obolus. Der Vorteil daraus ist, dass Spieler, die nicht bezahlen wollen, weiterhin am Spiel teilnehmen können. Leider ist der Spieler nicht mal hier so weit, dass er für eine bestimmte Leistung zahlt, nämlich das Spiel, sondern es wird eher als Unterstützung, ja sogar als Spende an den Entwickler betrachtet. Die Wertschätzung für ein Browserspiel ist dadurch viel zu gering. Daran sind aber die Entwickler schuld. Was nix kostet - hat auch keinen Wert. So lange sich die Masse der Browser Spiele in diesem Semi-Professionellen Stadium befindet, so lange wird der Spieler hier seine Perspektive nicht ändern.



Wie sieht es aber mit voll bezahlbaren Spielen aus?

Fragt man Spieler danach ob sie ein Spiel weiter spielen würden, wäre es voll und monatlich zu bezahlen, so antworten mindestens 95% der Spieler, dass Sie dazu nicht bereit sind. Ganz im Gegenteil. Dem Entwickler wird noch Kapitalismus vorgeworfen mit dem Ziel am ach so armen Spieler Geld verdienen zu wollen!

Keiner der selben Spieler geht in eine Kneipe und wirft den Wirt vor, dass er 1,80€ für ein Bier verlangt. Keiner beschwert sich an der Kasse von LIDL, dass die Dose Suppe 1,09€ kostet und jeder zahlt freiwillig 4€ für eine Schachtel Zigaretten. Und das mehrmals im Monat! Warum sind dann so wenige Spieler dazu bereit einmalig 3€ für einen ganzen Monat Spielspaß zu investieren?



Entwickler bieten eine Leistung, die der Spieler in Anspruch nimmt. Der Spieler bekommt ein Spiel geboten, dass er täglich bedienen und nutzen kann. Warum soll ein Entwickler für diese Leistung keinen gerechten Lohn erhalten? Was ist daran verwerflich für hunderte Arbeitsstunden, Support und stetiger Weiterentwicklung Geld zu verlangen? Ja vielleicht sogar einen Gewinn damit zu erzielen? Ein Entwickler mag ja, gerade im Forum, schon mal Gott-Ähnlich wirken – aber er muss essen und trinken und seine Miete bezahlen wie alle anderen Menschen auch. Die Hardware muss gepflegt und erweitert werden, es gibt laufende Kosten – all das muss gedeckt werden soll das Spiel eine Weiterentwicklung erfahren.



Hinzu kommt, aber das bezieht sich nicht nur auf den Spielemarkt, dass die Personen, welche am wenigsten bereit sind zu zahlen, auch genau die sind, welche am meisten vordern. Die meisten Features wollen, am schnellsten Hilfe brauchen und wehe es dauert mal einen Tag länger oder das Spiel steht für 1 Stunde. In meinen Augen eine bodenlose Frechheit!



Mein allergrößter Respekt geht an Entwickler, die Ihr Spiel kostenfrei halten und so voll im Dienste der Spieler arbeiten. Langfristig gesehen sind es aber vermutlich eher die Bezahlspiele, die den Browser Markt weiterentwickeln und verbessern werden. PHP und HTML stoßen immer mehr an die Grenzen des technisch Erreichbaren. Neue Techniken bessere Grafiken und ausgefeiltere Spielkonzepte Sorgen für kommende Weiterentwicklung und das ist ohne Geld kaum zu meistern. Jedenfalls nicht innerhalb einer vertretbar kurzen Entwicklungsphase.



Also liebe Spieler, verurteilt nicht alle Premium Account- und Bezahlspiele als Abzocke und unterstützt auch die Entwickler, die kostenfrei für Euch arbeiten. Sie sind es, die Euch dauerhaften Spielspaß mit immer neuen Ideen und Techniken bescheren, so wie Ihr mit Eurer Anerkennung und Spielteilnahme der Antrieb für die Entwickler seit weiterzuarbeiten.



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Tom Silver ist Fachmann im Direktmarketing und für vertriebsunterstützende Maßnahmen von Händlern verantwortlich. Nebenbei ist er bei den Spielen "Knightsdivine" und "Omnium-Projekt" als Supporter tätig und kümmert sich dort um PR und Marketing.

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