Techassault: SciFi Browsergame der nächsten Generation?
Die RedMoon Studios haben sich Zeit gelassen. Bereits Mitte 2005 tauchten die ersten viel beachteten Screenshots ihres neusten Browserspiels Techassault im Internet auf. Doch irgendwann wurde es still um das SciFi Browserspiel der nächsten Generation. Am 3.1.2007 ist nun überraschend die erste Runde gestartet.
Zunächst einmal: Ich mag SciFi Browserspiele nicht. Diese waren in der Vergangenheit fast immer gleichbedeutend mit Weltraumbrowserspielen und diese mit Ausbauen und Raiden.
Das sind zwar die beiden Beschäftigungen mit denen man sich auch in anderen Browserspielen herumschlägt aber solch eine sture Versteifung auf immer die selben Mechanismen und offensichtliche „Orientierung“ an Vorgängertiteln findet man wohl nur bei den klassischen Weltraumbrowserspielen.
Wie erfrischend, dass Techassault einen anderen Weg geht. Es spielt zwar in der Zukunft, wahrt jedoch Bodenkontakt. Der Spieler findet sich auf der liebevoll animierten Oberfläche eines Planeten wieder, die in bienenwabenförmigen Hexfeldern dargestellt wird. Hier setzt er seine Aktionspunkte zunächst dazu ein um auf verschiedenen Landschaftstypen nach Rohstoffen zu bohren. So findet man in Gebirgen bevorzugt Erz, Hügellandschaften sind in der Regel reich an Akanium, Wälder an Silizium und in Wüsten kann man nach Öl bohren. Hat man die Rohstoffe mit Rohstoffbohreinheiten gefördert, lassen sie sich einfach von Sammlern abbauen und bei der Basis abliefern.
Weißt Du noch? Eines Nachts hat um zwei Uhr Morgens Dein Wecker geklingelt. Du hast Dich schlaftrunken zum PC geschleppt und mit Entsetzen festgestellt, dass die Flotte, die Du wegschicken wolltest, erst in zwei Stunden ankommt…
Damit bei Techassault solche Missgeschicke nicht passieren, greift das Spiel auf die bewährte Methode der Aktionspunkte zurück. Alle neun Sekunden bekommt ein Spieler einen Aktionspunkt, der sich auch am Nachmittag noch gegen Aktionen eintauschen lässt. Eine Bohrung der ersten Stufe mit einer Rohstoffbohreinheit kostet beispielsweise 200 Aktionspunkte. Je nachdem wie viele Rohstoffe dabei zu Tage treten kann der Spieler entscheiden ob er an derselben Stelle weiter bohrt oder sich ein anderes Feld sucht. Hier wird dem Spieler viel Fingerspitzengefühl in der Bewertung der Rohstofffelder abverlangt.
Aber auch sonst ist Techassault ein Browserspiel, das überraschend viele taktische Möglichkeiten bietet. Es hat zwar - wie klassische Browserspiele - im Wesentlichen vier Ebenen: Die Forschungsebene, Bauebene, Einheiten, bzw. Kampfebene und die der Wahl des richtigen Volkes. Allerdings sind diese besonders gründlich und durchdacht umgesetzt. Ein einfaches Beispiel besteht darin, dass man zum Betreiben seiner Gebäude auf die nötige Stromzufuhr acht geben muss.
Es geht aber soweit, dass man seine Techs – so werden die Einheiten bei Techassault genannt – auch mit so genannten Modulen ausstatten kann. So lässt sich eine scheinbar wehrlose Sammeleinheit beispielsweise mit einem MG ausstatten, was den Gegner im ersten Moment empfindlich überraschen könnte. Aber das ist nicht alles. Im Forschungszentrum gibt es eine unüberschaubare Menge an verschiedenen Waffen und Rüstungen zu erforschen, so dass man, zusammen mit den verschiedenen Techs, die man mit ihnen ausstatten kann, einen ganzen Haufen an Kombinationsmöglichkeiten hat. Aber durch Module lassen sich nicht nur Techs, sondern auch Gebäude aufwerten. Des Weiteren kann man in Kämpfen mit den Piloten, die die Techs steuern, auch Erfahrungspunkte sammeln damit sie sich in späteren Schlachten besser schlagen. Und nicht nur die Auswahl an Technologien, auch die Geschwindigkeit in denen die Piloten Erfahrung sammeln, wird durch die Wahl der Gruppierung beeinflusst. Als Gruppierungen stehen das Haus Andrakis, Severin und Thunder zur Wahl, deren Mitgliedschaft unterschiedliche Vorteile im Kampf bringt.
Aber auch während eines Kampfes ist taktisches Können gefragt. Denn was die Aktionspunkte für einen Spieler sind, sind die Bewegungspunkte für ein Fahrzeug. Jedes Fahrzeug bekommt pro Stunde 75 Bewegungspunkte und kann sie über sechs Stunden lang speichern. Wer mit zu schweren Techs etwa ein Gebirge überqueren will, kann seine Bewegungspunkte schnell los sein und hat keine mehr für einen Angriff auf den Gegner.
So manch einer wird sich nun fragen, wofür all der Aufwand ist, wenn sich ein Spieler sowieso nur in seiner Basis verschanzt, die übrigens nicht angreifbar ist? Auch das ist ein Teil des gelungenen Gesamtkonzeptes: Am Anfang verlässt ein Spieler in der Regel nur kurz die Basis, um sich mit der Bohreinheit und dem Sammler mit Rohstoffen zu versorgen. Später lassen sich jedoch Außenposten errichten, die Rohstoffe für weniger Aktionspunkte fördern als man sie für das Bohren nach der gleichen Menge ausgeben würde. Außenposten können nur dort errichtet werden, wo vorher schon gebohrt wurde. Je tiefer, desto mehr Rohstoffe fördert der Außenposten.
Wer also dauerhaft vorne mithalten will, muss die heimische Basis verlassen und seine Außenposten vor Plünderungen anderer Spielern schützen. Somit sind spannende Kämpfe schon vorprogrammiert! Das gleiche gilt für die Schlachten um die Stadt in der Mitte jedes Sektors, die man einnehmen muss, um den Sektor zu erobern. Es gibt also für potentiell Süchtige genug Stoff, damit es nicht langweilig wird. Andererseits brauchen sich Anfänger auch nicht abgeschreckt zu fühlen, weil fast alle Funktionen erst nach und nach durch deren Erforschung freigegeben werden und die intuitive Steuerung dazu führt, dass sich der Durchschnittsspieler zu keiner Zeit überfordert fühlen wird.
Zum Abschluss kann ich noch all jene entwarnen, die bei den Spielen der Reihe „…assault“ zunächst an monatliche Kosten denken. Für Techassault ist nur der gewöhnliche Weg der Finanzierung über einen freiwilligen Premium Account geplant.
Techassault verspricht ein spielerischer Knaller zu werden. Einfach, weil es sein ausgereiftes aber gleichzeitig innovatives Konzept konsequent durchzieht. Es bietet viel Spannung, wie viele Rohstoffe etwa bei der ersten Bohrung gefördert werden und Fingerspitzengefühl, ob sich auch eine zweite Bohrung noch lohnt. Allerdings ist diese innovative Art der Rohstoffförderung auch aufwändiger als in klassischen Browserspielen. Hier wird der Mehraufwand am Anfang aber wohl auch durch das Mehr an Taktischen Möglichkeiten kompensiert. Wegen der Aktionspunkte dürfte der spielerische Aufwand sich im mittleren Maß befinden, nimmt aber im späteren Spielverlauf bei weitem nicht so stark zu wie bei Browserspielen, die in klassischer Echtzeit laufen. Eine Revolution der SciFi Browserspiele?
Jedenfalls wirkt es auf den ersten Blick professionell und man muss schon sagen trotz all seiner Funktionen sehr durchdacht. Die Grafik ist solide und für ein Browserspiel im oberen Drittel anzusiedeln. Die grafische Revolution bedeutet Techassault meiner Meinung nach aber noch nicht. Es bleibt abzuwarten, ob das Spiel auch im späteren Verlauf noch so überzeugen kann wie im ersten Eindruck. Dieser ist nämlich ausgesprochen gut: 8 von 10 Punkten.