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Browsergames aus dem Baukasten

Browsergames aus dem Baukasten

Beinahe jeder Spieler von Browsergames hat wahrscheinlich schon mal mit dem Gedanken gespielt, ein eigenes Spiel zu entwickeln, um seine eigenen Ideen zu verwirklichen, es besser zu machen als die großen Firmen oder einfach nur ein paar Euro damit zu verdienen. In den meisten Fällen scheitert diese Idee jedoch schnell an unzureichenden Programmierkenntnissen, mangelnder Erfahrung oder zu wenig Zeit. Doch was wäre, wenn man sich ein Browsergame nach den eigenen Vorlieben, quasi aus dem Baukasten, einfach zusammenklicken könnte?

Längst sind für genau diesen Zweck zahlreiche Angebote auf dem Markt. Die Idee dahinter ist ebenso simpel wie überzeugend: Der User kann zwischen verschiedenen Modulen und Einstellungen wählen und sich so nach dem Baukastenprinzip ein eigenes Spiel zusammen stellen. Dabei sind verschiedenste Spieltypen und Szenarien möglich, für fast jeden Geschmack ist etwas dabei. Anschließend müssen nur noch die Einheiten, Gebäude oder Forschungen mit den entsprechenden Werten eingetragen werden und die User können kommen. Selbst das Design der Spieloberfläche ist mit ein paar Eingaben und vorgegebenen oder eigenen Grafiken schnell und problemlos erledigt.


Einen Anbieter von Baukasten-Browsergames findet man auf der Seite http://mybrowsergame.com/, welche den User nicht nur kostenlos ein eigenes Spiel erstellen lässt, sondern auch gleich das Hosting übernimmt. Die Einnahmen erzielt das Projekt dabei aus den Werbeeinblendungen bzw. über die kostenpflichtige Nutzung der „Professional License“, mit welcher es möglich ist, durch Werbung und Paymentfeatures selbst an seinem Spiel zu verdienen. Derzeit findet man dort bereits mehr als dreißig öffentlich spielbare Browsergames mit jeweils bis zu einigen hundert Spielern.



Nach der Anmeldung kann man sofort damit beginnen, sein eigenes Spiel zu erstellen. Nachdem man sich einen Namen sowie eine Beschreibung ausgedacht und das obligatorische Impressum ausgefüllt hat, durchläuft man mehrere Schritte, in welchen man die verschiedenen Einstellungen vornehmen kann, welche für ein funktionierendes Spiel notwendig sind. Nach und nach kann man so alle Ressourcen, Objekte, Elemente und Interaktionen mit wenigen Eingaben so implementieren, wie man möchte. Dabei sind die einzelnen Schritte recht allgemein gehalten und bieten viele unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten um so eine große Menge an unterschiedlichen Ergebnissen zu ermöglichen. Dies führt jedoch auch dazu, dass oftmals nicht klar ist, was genau bei diesem Schritt gemacht werden soll - doch hierbei hilft die omnipräsente Hilfe am rechten Bildschirmrand weiter.



Bereits nach weniger als einer Stunde konnten Spieler in unserem Testspiel Städte besiedeln, forschen und sich gegenseitig mit Handelskarren Ressourcen zuschicken. Standardmodule wie das Nachrichtensystem, ein spielinterner Chat oder ein Forum waren ebenfalls mit wenigen Klicks aktiviert, jedoch fehlten sämtliche Grafiken, welche man selbst beisteuern oder sich gegen Geld anfertigen lassen muss. Für ein komplexeres und optisch schöneres Spiel muss natürlich mehr Zeit eingerechnet werden, doch auch hier kommt man dank Eingabemasken und WYSIWYG-Editoren auch ohne Programmierkenntnisse zurecht.



In der Browsergameszene, welche neben den großen Firmen vor allem auch von kreativen Hobbyentwicklern lebt, ist somit quasi jeder in der Lage, seine eigenen Ideen mehr order weniger präzise umzusetzen. Auch wenn diese Programme natürlich keinen unendlichen Funktionsumfang anbieten können, sind sie durchaus eine interessante Möglichkeit zum Einstieg in die Browsergameentwicklung. Hiermit lassen sich erste Ideen verwirklichen und Konzepte ausprobieren, ohne gleich eine Programmiersprache erlernen und wochenlang programmieren zu müssen.



Während solche Projekte in der Theorie eine Bereicherung für die Szene darstellen, bleibt fraglich, was für Ergebnisse in der Praxis noch zu erwarten sind. Bereits an den verschiedenen Open-Source-Projekten kann man sehen, dass auf jede gute Idee Unmengen minderwertiger Imitate kommen. Egal ob HTN, LotgD oder Xnova, in vielen Fällen werden diese Spiele von Leuten ohne Erfahrung und ohne wirkliches Konzept auf einem Webspace installiert, sei es nur um ein eigenes Spiel zu haben, mit welchem man seinen Freunen imponieren kann. Wer sich bei der Entwicklung wirklich Mühe gibt und neue Ideen verwirklicht, geht leider immer öfter in der grauen Masse unter.



Aufgrund der Konzeptionierung als starre Point&Click-Anwendung ist ein ähnliches Schicksal auch bei vielen der Baukasten-Browsergames zu erwarten. Denn die Anforderungen sind hier noch niedriger, selbst komplett ohne Programmiererfahrung kann man schnell und einfach ein eigenes Spiel starten. Doch das Community-Management kann einem bis jetzt noch keine Software abnehmen. Und was ist, wenn die Community sich ein Feature wünscht, welches nicht im Funktionsumfang des Browsergamemakers enthalten ist? Ein wirklich erfolgreiches Spiel lässt sich aus diesen und weiteren Gründen auf dieser Basis mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf die Beine stellen. Denn hierzu gehört bedeutend mehr dazu als nur die eigentliche Programmierung, welche ein Baukasten ersetzen kann.



Das beste, was ein Browsergame aus dem Baukasten somit bewirken kann ist, dass die Benutzer Gefallen daran finden und selbst programmieren lernen, um ihre eigenen Ideen besser umsetzen zu können.

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